USA: Neue Gentechnik-Kartoffel zugelassen
(11.11.2014) Die Behörden in den USA haben den Anbau einer neuen gentechnisch veränderten Kartoffel genehmigt. Beim Frittieren sollen weniger gesundheitsschädliche Acrylamide entstehen. Entwickelt wurde sie von der J.R.Simplot Company , einem führenden Agrarhändler in den USA, der Fast Food-Ketten wie McDonalds mit Kartoffeln beliefert. Für eine weitere gv-Kartoffel haben die Behörden die Vorprüfungen abgeschlossen. Sie verfügt über mehrere neue Eigenschaften, darunter auch eine Resistenz gegen die Kraut- und Knollenfäule.
French fries -lecker braun und dennoch ohne hohe Acrylamid-Gehalte. Die neuen Innate-Kartoffeln sind so verändert, dass in ihren Knollen bestimmte Stoffe in geringeren Mengen vorkommen. Aus ihnen können sich beim Backen oder Frittieren Acrylamide bilden.
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Kartoffelknollen mit Phytoph-thora-Befall. In den USA könnten gv-Kartoffeln mit einem neuartigen Resistenzkonzept schon bald zugelassen werden. In Europa hat BASF ein ähnliches Projekt eingestellt.
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Bereits im kommenden Frühjahr will J.R.Simplot die neue Kartoffel unter dem Markennamen Innate in ausgewählten Testmärkten in den Handel bringen. Zwar fehlt noch der abschließende Bericht der FDA (Food an Drug Adimistration) über die neue Kartoffel, aber wissenschaftlich begründete Zweifel an der gesundheitlichen Unbedenklichkeit erwartet das Unternehmen offenbar nicht. Man setzt darauf, dass trotz der auch in den USA zunehmenden Kontroverse um Genfood die Vorteile der Innate -Kartoffel die Verbraucher ebenso überzeugen wie die großen Fast Food-Ketten.
In den USA sind Hersteller und Anbieter von Lebensmitten gesetzlich verpflichtet, die Konsumenten zu warnen, wenn in ihren Produkten der Acrylamid-Gehalt eine bestimmte Schwelle überschreitet. Weil sie das versäumt hatten, sind große Kartoffeln verarbeitende Ketten mehrfach zu hohen Geldstrafen verurteilt worden.
Acrylamide, als erbgutverändernd und als Auslöser von Krebs unter Verdacht, bilden sich bei den für das Aroma wichtigen Bräunungsvorgängen, wenn stärkehaltige Produkte unter hohen Temperaturen gegrillt, gebacken oder geröstet werden, besonders beim Frittieren von Kartoffeln.
Beim Erhitzen der Innate -Kartoffeln sollen weniger Acrylamide entstehen, weil dafür notwenige Ausgangsstoffe in den Knollen reduziert sind: die Aminosäure Asparagin sowie bestimmte Zucker. Um das zu erreichen, haben die Simplot -Wissenschaftler entsprechende Stoffwechselwege in den Knollen unterdrückt, indem daran beteiligte Enzyme „abgeschaltet“ wurden (RNA-Interferenz). Aus anderen Pflanzenarten oder Organismen stammende Gene wurden nicht übertragen, auch keine Markergene.
Mit der gleichen Technologie wird in den Innate-Kartoffeln noch ein weiterer Stoff unterdrückt, den Zellen bei Verletzungen bilden und der während Lagerung und Transport zu grau-braunen Druckstellen auf den Knollen führt. Deswegen weisen die großen Ketten in den USA oft Kartoffellieferungen zurück. Die Innate -Kartoffeln, so der Hersteller, haben diesen Makel nicht.
Zwischen 2009 und 2011 hat Simplot in elf US-Bundesstaaten Feldversuche mit Innate -Kartoffeln durchgeführt ohne wesentliche Unterschiede zu konventionellen Sorten feststellen zu können.
Doch Simplot hat noch eine zweite gv-Kartoffel mit weiteren Eigenschaften entwickelt. Neben einem verringerten Potenzial zur Acrylamidbildung und Schwarzfleckigkeit sollen diese Kartoffeln nach dem Schälen und Schneiden nicht mehr braun anlaufen (enzymatic browning). Vor allem aber besitzt sie ein Resistenzgen gegen Phytophthora infestans, den Erreger der Kraut- und Knollenfäule. Diese weltweit bedeutendste Kartoffelkrankheit verursacht in der Landwirtschaft große Ertragsausfälle und Kosten. In einer Anbausaison müssen mehrfach Fungizide - im Ökolandbau Kupferpräparate - gespritzt werden.
Im Frühjahr hat Simplot bei den zuständigen US-Behörden beantragt, auch diese gv-Kartoffel zu deregulieren. Nach einer Vorprüfung sind die Unterlagen nun öffentlich zugänglich. Bis zum 09. Januar 2015 sind Kommentare und Einwände möglich.
Mit einem ähnlichen Konzept wie Simplot hatte die BASF Vor einigen Jahren eine phytophthora -resistente Kartoffel (Fortuna) entwickelt und in der EU dafür das Zulassungsverfahren eingeleitet. Wegen „fehlender Akzeptanz“ hat BASF in Europa inzwischen alle Aktivitäten mit gv-Pflanzen eingestellt.
Auch Wissenschaftler an der Universität Wageningen in den Niederlanden haben eine phytophthora-resistente Kartoffel entwickelt. Sie besitzt mehrere unterschiedlich wirkende Resistenzgene aus verschiedenen Wildkartoffeln. Diese „mehrfache“ Resistenz soll gegen den äußerst wandlungsfähigen Erreger möglichst lange Bestand haben. Die Wageninger Wissenschaftler verwenden ausschließlich Erbmaterial aus Kartoffeln, auch die Gensequenzen, die für die Übertragung und Ausprägung der Resistenzgene erforderlich sind, stammen aus Kartoffel. Da die gv-Kartoffeln nur arteigenes Genmaterial enthalten, werden sie als cisgen (cis=diesseits) im Unterschied zu transgen (trans=jenseits) bezeichnet.
Nach Freilandversuchen in den Niederlanden, Belgien und Irland sind nun weitere in der Schweiz geplant. Doch: Wenn die cisgene Kartoffel weiterhin als GVO eingestuft wird und damit den dafür geltenden Auflagen unterworfen ist, dürfte eine Markteinführung angesichts der hohen Kosten und einer weit verbreiteten Ablehnung gegenüber Gentechnik-Lebensmitteln schwierig werden.