Reife Sojaschoten

Immer mehr Soja-Anbau in Deutschland, aber weiterhin hohe Futtermittel-Importe

Bei den Futtermitteln sind Europa und auch Deutschland von Sojaimporten aus Nord- und Südamerika abhängig. Das stößt zunehmend auf Kritik - nicht nur weil so gentechnisch veränderte Sojabohnen nach Europa kommen, sondern auch wegen der oft wenig nachhaltigen Bedingungen, unter denen Sojabohnen angebaut werden, etwa Monokulturen, Waldrodungen oder Chemikalieneinsatz. Doch heimische Eiweißpflanzen haben es in Europa schwer. Ein vollständiger Verzicht auf Importe scheint kaum möglich.

Eiweißfuttermittel Deutschland

Raps überholt Soja: Auch wenn 2017 erstmals mehr Rapsschrot verfüttert wurde als Sojaschrot - Deutschland bleibt von Sojaimporten abhängig. Trotz steigender Erntemengen fällt der heimische Sojaanbau kaum ins Gewicht. Aber auch etwa die Hälfte des verfütterten Rapsschrotes wird importiert. Der Selbstversorgungsgrad bei Eiweißfuttermitteln liegt deshalb aktuell bei nur etwa 30 Prozent.

Anteile verschiedener Futtermittel am Gesamtaufkommen an verdaulichem Eiweiß 21/22

Nicht nur die „Eiweißpflanzen“ Raps und Soja, sondern auch Getreide, Mais und Gras sind wichtige Lieferanten von Eiweiß.

Eiweißlücke Deutschland bis 2021/22

Eiweißlücke: Etwa 25 Prozent des Futteraufkommens (in verdaulichem Eiweiß) wird aus dem Ausland importiert.

EU: Sojaimporte (Bohnen, Schrot)
2022: 33 Mio. t

Sojaproduktion 2023*: 2,8 Mio. t, vor allem in Italien, Frankreich und im Donauraum (Rumänien, Kroatien, Österreich, Ungarn)

Deutschland: Sojaimporte (Bohnen, Schrot)
2022: 5,8 Mio. t

Sojaproduktion:
2016: 15.000 ha, 43.000 t
2020: 33.800 ha, 94.100 t
2022: 51.400 ha, 128.000 t
2023*: 91.000 t

*geschätzt (UFOP)

Zahlen: BLE/BZL, OVID, UFOP

Großes Foto oben: iStock/Zoja2222 

Bis vor wenigen Jahren ging der Anbau eiweißreicher Futterpflanzen in Deutschland - und ähnlich in vielen europäischen Ländern - immer mehr zurück. Doch inzwischen hat sich die Agrarpolitik wieder eine nationale und auch europäische Eiweißstrategie auf die Fahnen geschrieben.

In Deutschland wird nicht nur der Anbau eiweißreicher Futterpflanzen öffentlich gefördert, sondern auch Züchtung und Agrarforschung. Zudem können die Landwirte alternative Eiweißpflanzen wie Ackerbohnen, Erbsen und Lupinen im Rahmen des Greenings als „ökologische Vorrangfläche“ anrechnen lassen, da solche Pflanzen wie alle Leguminosen Leguminosen Stickstoff im Boden anreichern (Gründüngung).

Bis 2014 blieb der Anbau dieser eiweißreichen Futterpflanzen in Deutschland mit etwa 0,3 Millionen Tonnen nahezu unverändert. Danach stiegen die Flächen und die Erträge an. 2022 wurden mehr als 0,6 Mio Tonnen Körnerleguminosen geerntet, eine Verdopplung gegenüber 2014.

Das wichtigste Eiweißfuttermittel in Deutschland ist jedoch Rapsschrot. Mit 3,9 Millionen Tonnen (2022) hat sich der Verbrauch seit 2004 nahezu verdoppelt. 2017 wurde erstmals mehr Rapsschrot verfüttert als Sojaschrot.

Rapsschrot fällt bei der Verarbeitung von Raps zu Biodiesel oder Öl als eiweißreiches Nebenprodukt an. Es profitiert von der wachsenden Nachfrage nach heimischen und damit „gentechnik-freien“ Futtermitteln. Vor allem Rinderhalter stellten von Soja auf Raps um und erfüllten damit die Vorgaben vieler Molkereien und der großen Handelsketten, die ihre Milchprodukte mit dem „Ohne Gentechnik“-Label auszeichnen wollen.

Allerdings ist der Rapsanbau in Deutschland deutlich zurückgegangen, von 2014 bis 2019 brachen die Ernten um etwa die Hälfte ein. Auch wenn in den letzten Jahren wieder mehr Raps angebaut wird - die Erntemengen sind immer noch um ein Drittel geringer als 2014. Nicht allein die heißen, trockenen Sommer sind daran schuld. Einige Schädlinge wie der Rapserdfloh und die Kleine Kohlfliege können nicht mehr in Schach gehalten werden, da gegen sie gerichtete Wirkstoffe verboten und neue noch nicht zugelassen sind. Aus Sicht der Landwirte lohnt sich der Rapsanbau wirtschaftlich immer weniger. Die Folge: Sinkende heimische Erträge müssen durch Importe - vor allem aus Europa, aber auch aus Australien aufgefangen werden. In Australien wird zu 31 Prozent gentechnisch veränderter Raps angebaut. 2021/22 wurde etwa die Hälfte des verfütterten Rapsschrotes durch Importe abgedeckt.

Noch bis vor kurzem lag Sojaschrot bei den Eiweißfuttermitteln vorn, überwiegend importiert aus den klimatisch für den Sojaanbau geeigneten Regionen in Nord- und Südamerika. Um der Abhängigkeit von den Einfuhren meist gentechnisch veränderter Sojabohnen entgegenzuwirken, wird seit einigen Jahren der heimische Sojaanbau gefördert - und die Flächen sind in den letzten Jahren deutlich gestiegen. In Deutschland haben sie sich von 1.000 (2008) auf mehr 51.400 Hektar (2022, BLE/BZL) vervielfacht. Auch wenn hier inzwischen knapp 130.000 Tonnen Sojabohnen geerntet werden - gegen die importierte Menge (5,8 Mio t, 2022) fallen sie kaum ins Gewicht.

Unterm Strich ist der Selbstversorgungsgrad bei Eiweißfuttermitteln in Deutschland seit 2014 von etwa 40 auf aktuell 30 Prozent gesunken. Die Hauptursache dafür sind jedoch nicht steigende Sojaimporte, sondern der Rückgang beim Rapsanbau.

Ähnlich sieht es in Europa aus: Neben den traditionellen Soja-Regionen in Italien und Frankreich setzen vor allem die klimatisch günstig gelegenen Donauländer Österreich, Ungarn, Kroatien und Rumänien verstärkt auf den Anbau „regionaler, gentechnik-freier Sojabohnen“. Im Juli 2017 unterzeichneten 14 EU-Agrarminister die Europa-Soja-Erklärung und setzten sich damit zum Ziel, die nachhaltige und zertifizierte Produktion von Eiweißpflanzen - insbesondere von Soja - in Europa zu fördern. Die gesamte EU erzielt derzeit eine Sojaernte von jährlich etwa 2,5 Million Tonnen. Auch wenn der Trend aufwärts geht - es sind gerade mal 7,5 Prozent der europäischen Einfuhren.