Vitamin B2, als Farbstoff: Riboflavin | E101
Funktion als Zusatzstoff | Farbstoff |
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mögliche Anwendung der Gentechnik | Herstellung mit Hilfe von gv-Mikroorganismen (Standard) |
Kennzeichnung | nein |
Im menschlichen Stoffwechsel spielt Vitamin B2 eine bedeutende Rolle. Es liefert die Vorstufe für die Enzyme der Atmungskette und ist somit an der Umwandlung von Nährstoffen in Energie beteiligt. Der tägliche Bedarf von 1,5 bis zwei Milligramm für einen Erwachsenen kann zumindest in den Industrieländern problemlos über die Nahrung gedeckt werden.
Vitamin B2 kommt vor allem in Milch, Käse, Eiern, Fleisch, Getreide, Hefe und Leber vor.
Verwendung als Farbstoff: Da die Vitaminkristalle eine intensive orange bis gelbe Farbe besitzen, dient Vitamin B2 in Lebensmitteln vor allem als Farbstoff. Bei diesem Verwendungszweck gilt Vitamin B2 als Zusatzstoff und muss unter der Bezeichnung Riboflavin (E101) in der Zutatenliste aufgeführt werden. Riboflavin (auch: Lactoflavin) ist ohne Höchstmengenbeschränkung zur Färbung von Lebensmitteln zugelassen:
- bei fetthaltigen Speisen wie z. B. Pudding, Dessert, Speiseeis, Eiscreme, Süßwaren, Käse, Mayonnaise, Dressing, Suppen, Mehl, Nudeln, Pasta, Frühstückscerealien, Müsli, Cornflakes
Verwendung als Vitamin:
- als Futtermittel (in großen Mengen)
- in Kosmetika
- Vitaminanreicherung, etwa bei Säuglingsnahrung, Beikost, Nahrungsergänzungsmittel, Fitness-Snacks
Der Weltbedarf an Vitamin B2 beträgt jährlich 6.000 Tonnen. Die drei größten Hersteller sind BASF, DSM (früher: Roche) und Hubei Guangji Pharmaceuticals (China).
Gentechnik
Herstellung: Während Vitamin B2 früher überwiegend in einem mehrstufigen chemischen Verfahren synthetisiert wurde, ist die Produktion mit Hilfe von gentechnisch veränderten Mikroorganismen inzwischen weltweit Standard.
Alle großen Vitamin B2-Hersteller haben biotechnische Verfahren entwickelt. Sie nutzen dafür verschiedene gentechnisch optimierte Produktionsstämme (vor allem: Bacillus subtilis, ein Bodenbakterium, und Ashbya gossypii, ein Schimmelpilz, sowie verschiedene Hefe-Stämme).
Einige dieser Mikroorganismen können von Natur aus Vitamin B2 bilden. Durch das Einführen geeigneter Promotoren, welche die Bildung der an der natürlichen Vitaminsynthese beteiligten Enzyme regulieren, kann der zu Vitamin B2 führende Stoffwechselweg optimiert und die hergestellte Menge um ein Vielfaches gesteigert werden. Die biotechnischen Herstellungsverfahren haben gegenüber der chemischen Synthese deutliche Vorteile: Die Produktionskosten sind um vierzig Prozent niedriger, der Ressourcenverbrauch um sechzig, CO2-Emissionen um dreißig und die Abfallstoffe um 95 Prozent.
Kennzeichnung: Zusatzstoffe, die mit Hilfe von gentechnisch veränderten Mikroorganismen hergestellt werden, sind nicht kennzeichnungspflichtig. Das gilt nur, wenn im aufgereinigten Zusatzstoffpräparat keine (nachweisfähige) Bestandteile des Produktionsstamms mehr vorhanden sind.
Überwachung: 2014 wurde bei der amtlichen Lebensmittelüberwachung in Hessen gentechnisch veränderte DNA von Bakterien (Bacillus subtilis) in einem Vitamin B2-Produkt gefunden, das zur Anwendung in Futtermitteln vorgesehen war. Das Produkt stammte von einer chinesischen Herstellerfirma. Da gv-Mikroorganismen in Lebens- und Futtermitteln in der EU nicht zugelassen sind, wurde dieser Fund umgehend dem Europäischen Schnellwarnsystem RASSF gemeldet.
Daraufhin hat auch die Lebensmittelüberwachung in Baden-Württemberg Vitamin B2-Produkte für Lebensmittel und Nahrungsergänzungsmittel untersucht. In allen neun Proben war keine DNA aus gv-Mikroorganismen nachweisbar. Auch bei weiteren Kontrollen in 2017 ( Proben) wurde keine DNA gefunden.
Großes Foto oben: Maksym Yemelyanov-123RF
Themen
A Biological Process for the production of Riboflavin (Slideshare)
Im Web
- Safety and efficacy of vitamin B2 (riboflavin and riboflavin 5’-phosphate ester monosodium salt) produced by Bacillus subtilis for all animal species based on a dossier submitted by DSM (EFSA Journal)
- DSM: Vitamin B2 (Riboflavin)
- Gentechnik und Lebensmittel 2014: Die Untersuchungsergebnisse aus Baden-Württemberg (CVUA Freiburg)
- Studie des Umweltbundesamts: Entlastungseffekte für die Umwelt durch Substitution konventioneller chemisch-technischer Prozesse und Produkte durch biotechnische Verfahren (2004)