Gentechnik-Futter: Politik mit Eiern

(18.04.2011) Die in Deutschland erhältlichen Frisch-Eier stammen zu einem überwiegenden Teil von Legehennen, die Futter aus gentechnisch veränderten Sojabohnen erhalten haben. Mit diesem Ergebnis einer Befragung löste Greenpeace kurz vor Ostern ein großes Medienecho aus. Dagegen erklärte der Verband „Lebensmittel ohne Gentechnik“, die „ohne Gentechnik“-Kennzeichnung sei gerade bei Eiern „ein großer Erfolg“.

Ei

Eier mit Gen-Futter? Die meisten Legehennen erhalten gentechnisch verändere Sojabohnen im Futter. Einen Einfluss auf die Qualität der Eier hat das jedoch nicht.

„Noch immer stammt ein Großteil der im Handel befindlichen Eier aus der Fütterung mit gentechnisch veränderten Pflanzen,“ fasste Greenpeace die Ergebnisse einer Befragung zusammen, welche die Umweltorganisation im deutschen Lebensmitteleinzelhandel durchgeführt hatte. Nach Angaben von Greenpeace besteht die übliche Futtermischung für Legehennen zu etwa zwanzig Prozent aus Sojabohnen, bei denen der größte Teil der weltweiten Erzeugung gentechnisch verändert ist.

Viele Medien griffen das Thema auf. Oft werden „Gen-Eier“ in eine Reihe mit dem Dioxinskandal und „Futterpanschereien“ gestellt. In der BILD-Zeitung „warnt Greenpeace vor Eiern aus Gentechnik-Fütterung“. Dabei hat es keinen Einfluss auf die Qualität und die stoffliche Zusammensetzung von Eiern, ob gentechnisch veränderte oder konventionelle Sojabohnen gefüttert wurden. Einige Berichte erwecken den Eindruck, als habe Greenpeace die Eier selbst untersucht und nicht lediglich Selbstauskünfte der Handelsunternehmen ausgewertet.

Einige Tage vor Greenpeace hatte der „Verband Lebensmittel ohne Gentechnik“ ein anderes Bild gezeichnet. Nach seinen Angaben haben Landwirte oder Eierhändler bereits für über zwanzig Prozent aller Legehennen oder über sechs Millionen Hühner die Nutzungslizenz für das Siegel „ohne Gentechnik“ erhalten. Mindestens ein Viertel der Legehennen werde „gentechnik-frei gefüttert“. „Durch diesen Erfolg kann jährlich auf etwa hunderttausend Tonnen gentechnisch veränderte Sojabohnen als Hühnerfutter verzichtet werden,“ so der Verband.

In der Greenpeace-Umfrage haben dagegen nur drei von 15 befragten Handelsketten die höchste Punktzahl für Gentechnik-Freiheit erhalten. Die meisten der in deutschen Supermärkten angebotenen Eier trage weder das „ohne Gentechnik“-Siegel, noch stammten sie aus ökologischer Landwirtschaft, wo der Einsatz gentechnisch veränderter Organismen verboten ist. Weitere Unternehmen hätten bereits Schritte eingeleitet, um künftig die Fütterung umstellen zu können.

Allerdings: Einen vollständigen Verzicht auf jede Gentechnik-Anwendung schließt auch das „ohne Gentechnik“-Siegel nicht aus. Die Legehennen müssen lediglich die letzten sechs Wochen kein Futter aus gentechnisch veränderten Pflanzen erhalten haben. Die Verwendung von gentechnisch hergestellten Futterzusätzen ist sogar ohne Einschränkungen erlaubt. Gerade dem Hühnerfutter sind oft Vitamine, Aminosäuren oder Enzyme zugesetzt, die mit gentechnisch veränderten Mikroorganismen hergestellt werden.

Jährlich werden in die EU etwa 35 Millionen Tonen Sojabohnen und Sojarohstoffe eingeführt, der überwiegende Teil aus gentechnisch veränderten Sorten. Konventionelle Sojabohnen werden in bestimmten Regionen Brasiliens angebaut. Etwa drei Millionen Tonnen wurden 2010 als „ohne Gentechnik“ zertifiziert.