USA: Gentechnik-Pflanzen mit neuen Merkmalen zugelassen
(03. Januar 2012) Die US-amerikanische Landwirtschaftsbehörde USDA hat zwei gentechnisch veränderte Pflanzen mit neuen Merkmalen ohne Einschränkungen zugelassen: Trockentoleranten Mais und Sojabohnen mit veränderter Fettsäurezusammensetzung, deren Öle für Verbraucher gesundheitliche Vorteile bringen sollen.
Vistive Gold-Sojabohnen: Keine Trans-Fettsäuren auf dem Etikett. Die gv-Sojabohnen sind in ihrer Fettsäurezusammensetzung so verändert, dass beim Erhitzen des Öls keine gesundheitlich bedenklichen Trans-Fettsäuren entstehen. In den USA muss deren Gehalt auf dem Etikett der Lebensmittel deklariert werden.
Gute Erträge trotz Trockenheit? Ab 2012 wird in den USA der trockentolerante gv-Mais MON87460 angebaut, zunächst noch auf einer begrenzten Fläche von 5000 Hektar.
Erstmals wurde eine gentechnisch veränderte Pflanze zugelassen, die längere Trockenperioden ohne größere Ertragsverluste überstehen soll. Der Mais MON87460 ist das erste marktreife Produkt, das aus der Kooperation von Monsanto und BASF hervorgegangen ist. Beide Unternehmen hatten 2007 eine umfassende Zusammenarbeit bei der Entwicklung von Pflanzen mit verbesserter Trocken- und Stresstoleranz vereinbart. Allein in den USA sollen vierzig Prozent der Ertragsverluste auf eine unzureichende Wasserversorgung der Pflanzen zurückzuführen sein.
MON87460-Mais verdankt seine neue Eigenschaft einem zusätzlich eingeführten bakteriellen Gen. Dadurch bilden die Zellen der Maispflanzen ein spezielles „Kälte-Schock-Protein“, das in Stresssituationen wie Wassermangel dazu beiträgt, wichtige Zellfunktionen aufrechtzuerhalten.
Nach Angaben von Monsanto liefert der neue Mais in Trockenzeiten ohne zusätzliche Bewässerung Erträge, die zwischen sechs und zehn Prozent über denen konventioneller Maissorten am gleichen Standort liegen.
Feldversuche, die von der Landwirtschaftsbehörde USDA durchgeführt wurden, bestätigten diese Ergebnisse allerdings nicht. Danach bewegen sich die Erträge des trockentoleranten Maises im Bereich konventioneller Sorten, wie sie speziell für wasserarme Regionen gezüchtet werden. Inzwischen ist die Entwicklung einer zweiten Generation trockentoleranter Maissorten bereits weit fortgeschritten.
2012 soll der MON87460-Mais noch nicht frei verkauft, sondern zunächst unter kontrollierten Bedingungen angebaut werden. Nach Angaben von Monsanto wollen sich daran 250 Farmer in fünf US-Bundesstaaten beteiligen. Die Anbaufläche soll zunächst etwa 5000 Hektar betragen.
Die zweite kurz vor Weihnachten 2011 von der USDA zugelassene gv-Pflanze ist die ebenfalls von Monsanto entwickelte Sojabohne MON87705. Sie weist in ihrem Öl eine veränderte Zusammensetzung der Fettsäuren auf und soll damit einen Nachteil ausgleichen: Speiseöle aus Sojabohnen enthalten „von Natur aus“ relativ große Mengen mehrfach ungesättigter Fettsäuren. Eigentlich gelten sie als „gesund“, doch wenn sie etwa beim Frittieren, Braten oder Backen stark erhitzt werden, können sich daraus Trans-Fettsäuren bilden. Diese stehen im Verdacht, das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen zu erhöhen. In den USA müssen sie deswegen auf Lebensmitteln deklariert werden. Damit ist ein starker Anreiz entstanden, zum Braten, Backen oder zur Margarineherstellung Öle zu verwenden, die einen hohen Anteil einfach ungesättigter Fettsäuren aufweisen, da aus ihnen keine unerwünschten Trans-Fettsäuren entstehen. Raps- oder Olivenöl entsprechen diesen Anforderungen, nicht aber Sojaöl.
Agro-Biotechnologie-Unternehmen arbeiten daher seit längerem daran, den gesundheitlichen Wert von Sojaöl zu verbessern und an den anderer Ölpflanzen anzupassen. Bereits 2010 erhielt eine von Pioneer Hi-Breed entwickelte gv-Sojabohne (DP-305423) die US-Zulassung. Nun zieht Monsanto mit seiner MON87705-Sojabohne nach, deren Öl unter dem Markennamen Vistive Gold vor allem gesundheitsbewusste Konsumenten ansprechen soll.
Durch das gezielte Abschalten des Gens (Gene silencing) für ein spezielles Enzym wird die natürliche Umwandlung von Ölsäure in Linolsäure eingeschränkt. Die Folge: Die neuen Sojabohnen enthalten einen höheren Anteil der erwünschten Ölsäure (75 statt etwa dreißig Prozent) und weniger der unerwünschten Linolsäure (zehn statt ca. fünfzig Prozent). Beim Erhitzen entstehen daher deutlich weniger Trans-Fettsäuren.
Noch eine weitere, ebenfalls von Monsanto entwickelte gentechnisch veränderte Sojabohne (MON87769) steht in den USA vor der Zulassung, deren Öl mit Steridonsäure, einer Omega-3-Fettsäure, angereichert ist, die sonst nur in einigen Seefischarten enthalten ist und Herz-Kreislauferkrankungen vorbeugen soll.
Das aus den MON87769-Sojabohnen gewonnene, mit Omega-3-Fettsäuren angereicherte Öl wurde von der zuständigen US-Lebensmittelbehörde FDA als sicher und unbedenklich eingestuft. Inzwischen ist auch die Überprüfung der Umweltverträglichkeit abgeschlossen. Mit einer endgültigen Zulassung ist in der ersten Jahreshälfte 2012 zu rechnen. Das Öl und daraus hergestellte Lebensmittel sollen unter dem Markennamen Soymega vermarktet werden.
In der EU sind für alle diese neuen gv-Pflanzen Zulassungsanträge für den Import sowie für die daraus hergestellten Lebens- und Futtermittel eingereicht worden.