Bienen

Bienensterben: Auch Gentechnik-Mais eine der Ursachen?

Bienen sammeln Blütennektar und Pollen in einem Umkreis von durchschnittlich 1,5 Kilometern um den Bienenstock. Maisblüten liefern zwar keinen Nektar, dafür aber reichlich Pollen, der für die Aufzucht der Bienenlarven und Jungbienen eine wichtige Proteinquelle ist. Wenn gentechnisch veränderter Mais angebaut wird, sammeln Bienen auch dessen Pollen. Eine schädliche Wirkung auf Bienen konnte in zahlreichen Untersuchungen jedoch nicht festgestellt werden.

Bienen Varroa-Milbe

Die Varroamilbe gilt neben weiteren Faktoren als Hauptursache für die hohen Verluste bei Honigbienen.
Foto: Scott Bauer, USDA/ARS

Bienenversuch auf dem Maisfeld

Untersuchungen zum Einfluss von Bt-Mais auf Bienen: Auf Parzellen mit verschiedenen Maissorten sowie Bt-Mais wurden Flugzelte gestellt. Darin befanden sich jeweils zwei Bienenvölker. Sie waren gezwungen, ausschließlich Pollen der jeweiligen Maissorte zu sammeln.

Biene sammelt Pollen an Mais

Honigbiene sammelt Pollen an Mais.
Foto: Stephan Härtel

Die Honigbiene zählt neben Rind und Schwein zu den drei wichtigsten Nutztieren. Bienen tragen zur Bestäubung von rund 80 Prozent der heimischen Nutz- und Wildpflanzen bei. Neben dem Nutzen als Bestäuber liefern sie als wertvolles Lebensmittel Honig. Grundlage für Honig ist der Nektar, den die Bienen aus Blüten von Bäumen, Sträuchern und Blumen sammeln.

Seit Jahren erregen immer wieder Meldungen über „das Bienensterben“ die Gemüter. Es werden Befürchtungen geäußert, dass die Bestäubung der Nutzpflanzen nicht mehr ausreichend gesichert und damit die Ernährungssicherheit gefährdet sei. Dass die Situation bei Weitem nicht so dramatisch ist, zeigen langjährige Statistiken der Food and Agriculture Organization (FAO) der Vereinten Nationen zur Entwicklung der Honigbienenbestände, sowohl in Deutschland als auch den USA und weltweit. Auch Fachleute wie Peter Rosenkranz, Leiter der Landesanstalt für Bienenkunde an der Universität Hohenheim, versichern, dass die Honigbiene nicht gefährdet sei, solange es Imker gebe, die sich um sie kümmern und den Erhalt der Bienenpopulationen durch Nachzucht sichern könnten.

In der Tat treten stellen- und zeitweise hohe Verluste bei Bienenvölkern auf, oft während der Überwinterung. Insbesondere in einigen Regionen der USA sind plötzlich auftretende hohe Verluste zu beobachten. Die Ursachen sind noch nicht eindeutig geklärt. Eine einzelne Ursache scheint es nicht zu geben, vielmehr scheinen verschiedene Faktoren eine Rolle zu spielen. Die wichtigste Ursache des „Bienensterbens“ in Deutschland ist die Varroamilbe, ein aus Südostasien eingeschleppter Parasit. Neben weiteren Ursachen könnte weltweit auch die industrielle Landwirtschaft, bei der der Anteil von Blühpflanzen gering gehalten wird und Pestizide zur Unkraut-, Krankheits- und Schädlingskontrolle eingesetzt werden, für hohe Bienenverluste mitverantwortlich sein.

Mit zunehmendem Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen wurden vor Jahren auch diese mit dem Bienensterben - vor allem in den USA - in Verbindung gebracht, obwohl für diese Annahme keine Beweise vorlagen. Insbesondere Bt-Mais, welcher ein Insektizid (Bt-Protein) enthält und in den USA großflächig angebaut wird, wurde als Verursacher des Bienensterbens vermutet. Das enthaltene Bt-Protein wirkt spezifisch gegen bestimmte Schädlinge (meist den Maiszünsler oder Maiswurzelbohrer), deren Larven an der Maispflanze fressen und sie damit schädigen.

Bienen kommen mit dem Bt-Protein über den Maispollen in Kontakt, der als wichtige Eiweißquelle für die Aufzucht der Larven und Jungbienen dient. Dass der Anbau von Bt-Mais als Ursache für das Bienensterben ausgeschlossen werden kann, wurde inzwischen eindeutig wissenschaftlich belegt. Allein schon die geografischen Lagen des Bt-Mais-Anbaus stimmen nicht mit der regionalen Verbreitung des Bienensterbens überein, gerade auch in Europa, wo nur in Portugal und Spanien gentechnisch veränderter Mais angebaut wird. Aber auch in den USA stimmt das regionale Auftreten des Bienensterbens nicht mit dem Anbau von Bt-Mais überein.

Schon vor Jahren wurden die potenziellen Einflüsse von Bt-Mais auf Honigbienen intensiv erforscht. 2008 wertete eine Gruppe US-amerikanischer Ökologen 25 Studien, die mit Honigbienen im Labor durchgeführt worden waren, nach einheitlichen Kriterien aus. Das Ergebnis der Meta-Studie war, dass gentechnisch veränderte Bt-Pflanzen keinen Einfluss auf das Überleben von Honigbienen haben. Da die Bt-Proteinkonzentrationen, mit denen im Labor getestet wird, üblicherweise viel höher sind als sie im Freiland vorkommen, ist eine Beeinträchtigung der Bienen im natürlichen Umfeld unwahrscheinlich.

Von 2008 bis 2011 führten Wissenschaftler der Universität Würzburg einen großangelegten Bienenversuch durch. Sie stellten Bienenvölker in Flugzelte, in denen sie nur Maispollen (entweder von Bt- oder von konventionellem Mais) sammeln konnten und beobachteten die Entwicklung der Bienenvölker. Im Labor führten sie Fütterungsstudien mit Bienenlarven und ausgewachsenen Bienen durch. Sie mischten Maispollen direkt in die Futterdiät und verfütterten auch die reinen Bt-Proteine in weitaus höheren Konzentrationen als sie im Freiland von den Bienen aufgenommen würden. Bei keinem der Experimente konnten sie einen Einfluss von Bt-Mais auf die Bienengesundheit feststellen.

Darüber hinaus wurden spezielle Darmuntersuchungen gemacht. Die Bienen verdauten den Bt-Maispollen genauso gut wie anderen Pollen, und es wurde auch kein Einfluss auf die Darmflora gefunden.

Die Würzburger Wissenschaftler untersuchten außerdem, ob Bt-Mais ein zusätzlicher Stressfaktor sein könnte, wenn die Bienen schon durch Krankheit geschwächt sind. Sie infizierten deshalb einen Teil der Versuchstiere mit dem Darmparasiten Nosema, konnten aber keinen Hinweis darauf finden, dass Bt-Maispollen und Darmparasit sich wechselseitig beeinflussen.