Gentechnisch veränderte Stärkekartoffel: Streit um Zulassung verschärft sich
(09.12.2008) Die Entscheidung über die Zulassung der gv-Kartoffel mit veränderter Stärkezusammensetzung (Amflora) verzögert sich erneut. Damit zeichnet sich ab, dass sie auch 2009 in der EU nicht angebaut werden kann. Die europäische Stärkeindustrie fordert eine rasche Zulassung. Innovationen wie die Amflora-Kartoffel seien für die internationale Wettbewerbsfähigkeit notwendig.
Nach einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung verzögert sich ein Gutachten zur Amflora-Kartoffel, das die EU-Kommission bei der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) in Auftrag gegeben hatte. Aus „technischen Gründen“ könne das Gutachten nicht wie geplant am 15. Dezember, sondern erst im März abgeschlossen werden. Eine Entscheidung rechtzeitig zur Anbausaison wäre dann nicht mehr möglich.
Anlass für das Gutachten der EFSA waren Diskussionen über ein in der Amflora-Kartoffel verwendetes Antibiotikaresistenzmarker-Gen. Während die Wissenschaftler der EFSA in Übereinstimmung mit einem früheren Gutachten keine Bedenken hatten, wollte EU-Umweltkommissar Dimas erneut die Problematik solcher Markergene grundsätzlich überprüfen lassen. Bis zum Abschluss dieser Stellungnahme ist das Zulassungsverfahren unterbrochen. Inzwischen hat BASF vor dem Europäischen Gerichtshof in Luxemburg eine Untätigkeitsklage gegen die EU-Kommission eingereicht. Das Unternehmen hat die Amflora-Kartoffel entwickelt. Anders als herkömmliche Kartoffeln enthält sie nur eine Stärke-Variante (Amylopektin). Diese wird in der Stärkeindustrie benötigt und vor allem bei der Papier- und Klebstoffherstellung verwendet. Bei der Amflora-Kartoffel ist die aufwändige Trennung der beiden Stärke-Varianten nicht mehr erforderlich.
In einer gemeinsamen Erklärung fordern die drei führenden Unternehmen der europäischen Stärkeindustrie eine rasche Zulassung der Amflora-Kartoffeln. Sie wiesen auf Wettbewerbsnachteile für die europäischen Landwirte und Stärkeunternehmen hin, wenn „innovative Technologien“ wie die Amflora-Kartoffel nicht genutzt werden könnten. Für die damit gewonnene reine Amylopektin-Stärke sehen die Unternehmen einen „zusätzlichen Marktwert von hundert bis 200 Millionen € im Jahr“. Damit könnten Landwirte Einkommensverluste kompensieren, die ihnen durch die am 20. November von der EU-Kommission beschlossene Kürzung der Beihilfen für die Stärkekartoffelerzeugung entstehen.