Trotz Feldbesetzung: Kein Verzicht auf Versuche mit gv-Zuckerrüben
(15.04.2008) Radikale Gentechnik-Gegner haben bei Northeim (Niedersachsen) ein Feld besetzt, auf dem die KWS Saat AG Versuche mit gentechnisch veränderten Zuckerrüben durchführen will. Das Unternehmen hat die Besetzer zum Dialog eingeladen. Einen Verzicht auf die Versuche lehnte es ab.
Am Samstag war eine kleine Gruppe von Gentechnik-Gegnern widerrechtlich auf das Feld vorgedrungen und hält es seitdem besetzt. Sie fordert einen Abbruch der auf dem Gelände geplanten Freilandversuche mit gentechnisch veränderten Zuckerrüben. Die von der KWS Saat AG aus dem benachbarten Einbeck beantragten Versuche wurden vom zuständigen Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) genehmigt. Getestet werden soll, ob die von der KWS entwickelte gv-Zuckerrübe (H7-1) auch unter praktischen Bedingungen in Deutschland die Erwartungen des Herstellers erfüllt. Die neuen Zuckerrüben verfügen über eine Resistenz gegen Herbizide mit dem Wirkstoff Glyphosat (Markenname: Roundup).
Bei einem seit 2006 durchgeführten Probeanbau im US-Bundesstaat Idaho hatte sich gezeigt, dass der Anbau der herbizidresistenten Zuckerrüben den Einsatz der bisher üblichen Herbizide reduziert. Außerdem sind weniger Spritzgänge nötig, so dass Arbeitszeit, Maschineneinsatz und Treibstoffe gespart werden können. Da das neue Konzept die Bekämpfung von Unkräutern erheblich einfacher und effektiver macht, haben Farmer in den USA vermehrt bodenschonende Bearbeitungsverfahren eingesetzt und etwa auf das Pflügen verzichtet.
Ob die in den USA deutlich gewordenen wirtschaftlichen und agronomischen Vorteile sich auch auf europäische Verhältnisse übertragen lassen, kann nur in Freilandversuchen vor Ort überprüft werden. In diesem Jahr sind mehrere Versuche in Deutschland und Spanien genehmigt worden.
Der Anbau der H7-1-Zuckerrüben in der EU ist beantragt. Sollten sie zugelassen werden, wäre ein Anbau frühestens 2015 zu erwarten. Allerdings hat das Unternehmen bisher noch nicht entschieden, ob es die neuen Zuckerüben in Europa tatsächlich auf den Markt bringen will.
Die KWS will dem Druck der Besetzer nicht nachgeben. Bei einem Gespräch forderte Philip von dem Bussche, Vorstandssprecher der KWS, die Gruppe auf, das Feld zu verlassen. Er lud sie zu einem Dialog an einem Ort außerhalb des Feldes ein und sicherte zu, sie über den weiteren Verlauf der Versuche und ihre Auswertung zu informieren. Von dem Bussche erklärte jedoch, dass die KWS nicht auf die Versuche verzichten und sie wie geplant durchführen werde.