Gentechnik-Mais: EU-Kommissar Dalli präsentiert Koexistenz-Empfehlungen
(27.09.2010) Auf der heutigen Sitzung des EU-Agrarministerrats in Brüssel hat Verbraucherschutzkommissar John Dalli einen Report des „Europäischen Koexistenz-Büros“ vorgelegt. Darin werden verschiedene Maßnahmen aufgeführt, mit denen Vermischungen von gentechnisch verändertem und konventionellem Mais minimiert werden können.
„Die Maßnahmen, die der Report empfiehlt, passen zur neuen Linie in der Gentechnik-Politik, die die Kommission im Juli beschlossen hat“, sagte Dalli. Künftig sollen die einzelnen EU-Mitgliedsstaaten einen größeren Spielraum haben, den Anbau von gv-Pflanzen zu regulieren. „Der Report unterstützt die Mitgliedsstaaten dabei, nationale oder regionale Koexistenz-Regel zu entwickeln und umzusetzen,“ so Dalli.
Neben einer getrennten Lagerung des Saatguts sind angemessene Mindestabstände zwischen Feldern mit gentechnisch verändertem und konventionellem Mais die wirksamste Maßnahme, um unerwünschte Vermischungen zu vermeiden. Dazu enthält der Report konkrete Empfehlungen: Um die GVO-Einträge unter dem derzeitigen Schwellenwert von 0,9 Prozent zu halten, ist ein Abstand von 15 bis fünfzig Metern ausreichend, wenn Körnermais erzeugt wird. Bei Silomais, bei dem die ganze Pflanzen verwertet wird, genügen 0 bis 25 Meter. Sollen die GVO-Einträge unter 0,2 Prozent bleiben, empfiehlt der Koexistenz-Report bei Körnermais 85 bis hundertfünfzig Meter, bei Silomais fünfzig bis 65 Meter.
Das 2008 von der EU-Kommission eingesetzte „Europäische Koexistenz-Büro“, in dem Fachexperten aus zwanzig Mitgliedstaaten zusammenarbeiten, hat dazu zahlreiche Versuche, Studien und Modellrechnung in verschiedenen EU-Regionen ausgewertet. Die angegebenen Mindestabstände wurden unter der jeweils „ungünstigsten“ Windsituation ermittelt: Der konventionelle „Empfängerfeld“ lag immer in Windrichtung vom Feld mit gv-Mais.
Allerdings räumt der Report ein, dass es einzelne Regionen geben könne, in denen aufgrund ihrer kleinteiligen landwirtschaftlichen Struktur eine Koexistenz mit den üblichen Maßnahmen nur schwer zu erreichen sei. Hier könne es eine Alternative sein, wenn sich die Landwirte auf ein einheitlichen Produktionssystem - entweder „mit“ oder „ohne“ Gentechnik verständigen würden.
In Deutschland ist für Mais derzeit ein Mindestabstand zwischen GVO-und konventionellen Feldern von hundertfünfzig Metern gesetzlich vorgeschrieben, bei ökologischem Anbau von dreihundert Metern. Mais spielt jedoch in der ökologischen Landwirtschaft nur eine geringe Rolle. Mit 1,8 Prozent hat Italien unter allen EU-Ländern den größten Ökoanteil im Maisanbau.