Gen-Weizen: Vorerst kein Anbau in Nordamerika
Auch auf Feldern in den USA und Kanada steht noch kein gentechnisch veränderter Weizen. Zwar war die Markteinführung geplant, doch im Mai 2004 zog das Agro-Biotechunternehmen Monsanto die eingereichten Zulassungsanträge für herbizidresistenten gv-Weizen zurück. Als Grund wurden vor allem Probleme beim Export nach Europa und Asien genannt.
Bereits 1994 hatte die Entwicklung des herbizidresistenten RoundupReady-Weizens begonnen. Nach zahlreichen Feldversuchen beantragte Monsanto Ende 2002 bei den zuständigen Behörden in den USA und Kanada die Zulassung von RoundupReady-Weizen.
Vorerst kein Anbau von gv-Weizen - auch nicht in Nordamerika. Der Zulassungsantrag für herbizidresistenten gv-Weizen wurde 2004 wieder zurückgezogen.
Soja,Mais, Raps und Baumwolle mit dem gleichen Herbizidresistenz-Konzept (Wirkstoff: Glyphosat) werden in Nordamerika seit Jahren großflächig angebaut. Nach Darstellung von Monsanto sollte auch der RoundupReady-Weizen zu einem geringeren Herbizidverbrauch beitragen sowie Kosten für Maschinen und Arbeitszeit sparen. Damit sollten die Farmer ihre wirtschaftlichen Erträge zwischen fünf und fünfzehn Prozent verbessern können.
Knapp zwei Jahre später zog das Unternehmen die Anträge zurück und gab die Pläne zur Markteinführung von gv-Weizen auf. Eine Entscheidung der zuständigen Behörden stand zu diesem Zeitpunkt noch aus.
Kritische Exportmärkte: Teure Trennung
Seitdem Monsanto die Zulassung des gv-Weizens eingereicht hatte, war das Vorhaben in der nordamerikanischen Agrarwirtschaft umstritten. Man fürchtete drastische Einbußen bei den Agrarexporten nach Europa und Asien. Die USA produzieren jährlich Weizen im Wert von etwa neun Milliarden US-Dollar. Davon wird über die Hälfte exportiert. Damit stehen die USA an der Spitze der Weizen exportierenden Länder.
In Europa und in einigen Ländern Asiens lehnen nach wie vor viele Verbraucher GVO-Lebensmittel ab. Ändert sich diese Haltung nicht, ist davon auszugehen, dass gentechnisch veränderter Weizen und die damit hergestellten Lebensmittel dort kaum akzeptiert werden. Um diese wichtigen Exportmärkte nicht zu gefährden, steht die Agrarwirtschaft in den USA und Kanada vor einem schwierigen Problem: Entweder sie verzichtet auf den Anbau von herbizidresistentem Weizen und die damit zu erwarteten Kosteneinsparungen. Oder es müssen zwei getrennte Linien für Anbau, Lagerung, Transport und Verarbeitung von Weizen eingerichtet werden.
- Die Kosten für den Aufbau und Betrieb von technischen Systemen, mit denen konventionelle und gentechnische Qualitäten getrennt werden können, steigen mit den zulässigen Schwellenwerten. Derzeit ist in der EU bei Lebensmitteln ein Schwellenwert von 0,9 Prozent festgesetzt, bis zu dem zufällige GVO-Anteile von der Kennzeichnungspflicht ausgenommen sind. Voraussetzung ist, dass der betreffende GVO - in diesem Fall RoundupReady-Weizen
- in der EU zugelassen wäre.
- Verschiedene Studien haben errechnet, dass bis zu einer Toleranzgrenze von ein Prozent die Kosten für die Trennung weitaus höher sind als Kosteneinsparungen durch geringeren Herbizidverbrauch, der beim Anbau herbizidtoleranter Sorten erwartet wird.
- Hinzu kommt: Solange in der EU kein gv-Weizen zugelassen ist, müssten Agrarimporte vollständig aus konventionellem Weizen bestehen. Jede noch so geringe Spur eines in Nordamerika angebauten gv-Weizens würde dazu führen, dass die betroffenen Lieferung nicht eingeführt werden dürfte. Ein solches Risiko wäre den Farmern und den Handelsunternehmen zu hoch.
Keine Ende der Forschung
Mit dem vorläufigen Aus für_RoundupReady_-Weizen ist jedoch nicht auch die Forschung beendet. In der Weizenzüchtung gibt es eine Reihe von Zielen, die möglicherweise mit gentechnischen Verfahren besser und effektiver zu erreichen sein werden als mit konventioneller Züchtung. Dazu zählen etwa Resistenzen gegen Pilzkrankheiten, Toleranzen gegen Trockenstress oder eine veränderte Futtermittelqualität.
Allein in den Jahren 2006 bis 2009 gab es in den USA vierzig Freisetzungsversuche mit verschiedenen gv-Weizenlinien.