Anbau von gv-Sojabohnen in Rumänien: Seit 2007 nicht mehr erlaubt
Wie kaum ein anderes europäisches Land hat Rumänien geeignete klimatische Bedingungen für den Anbau von Sojabohnen. Nach einer Zunahme des Sojaanbaus gingen die Flächen seit 2007 deutlich zurück. Der Grund dafür sind gentechnisch veränderte Sojabohnen. Erst waren sie erlaubt, mit dem Beitritt Rumäniens zur EU wurde ihr Anbau jedoch verboten. Inzwischen muss Rumänien vermehrt Soja-Futtermittel einführen.
Sojaanbau in Rumänien 1999-2008 (in tausend Hektar). Gesamtanbaufläche Soja (blau, hinten), Anbaufläche für gv-Soja (violett, vorn)
Sojaanbau in Rumänien. Mit der Einführung herbizidresistenter gv-Sorten wurde die Bekämpfung von Unkräutern einfacher und billiger. Dadurch nahm der Sojaanbau in Rumänien seit 2000 deutlich zu. Nachdem der Anbau von gv-Soja nicht mehr erlaubt ist, ging der Sojaanbau deutlich zurück.
Mit einer Fläche von knapp 200.000 Hektar erreichte 2006 der Sojaanbau in Rumänien einen Höhepunkt - siebzig Prozent davon wurden mit gentechnisch veränderten Sojabohnen bewirtschaftet. In den Jahren zuvor war ihr Anteil stetig gestiegen. 2000 hatten die Behörden die herbizidresistentengv-Sojasorten (Roundup; Wirkstoff: Glyphosat) des US-amerikanischen Agrobiotech-Unternehmens Monsanto offiziell erlaubt. Für die Landwirte versprachen die neuen Sorten nicht nur eine einfache und effektive die Unkrautbekämpfung, sondern auch höhere Ernteerträge und bessere Betriebsergebnisse.
Kein Geld für Herbizide: Gut für Unkräuter
Im rumänischen Sojaanbau ist die Bekämpfung von Unkräutern ein großes Problem. In der Zeit des sozialistischen Wirtschaftsystems und in den Jahren nach dessen Zusammenbruch hatten die landwirtschaftlichen Betriebe kein Geld für Herbizide. Da es keine systematische Unkrautbekämpfung gab, konnten sich im Sojaanbau eine Reihe von Unkräutern stark ausbreiten, wie etwa das afrikanische Johnson-Gras, das nur schwer zu bekämpfen ist.
Im konventionellen Sojaanbau sind diese Unkräuter inzwischen nur mit massivem Herbizideinsatz wirksam zu kontrollieren. In jedem Anbauzyklus sind drei bis vier Sprühgänge erforderlich. Diesen Aufwand konnten sich nur wenige Landwirte leisten. Meist wurden geringere Erträge, Qualitätseinbussen der Ernte und größere Arbeitsintensität durch mechanische Entfernung der Unkräuter (Hacken) hingenommen.
Als Folge dieser Probleme ging der Sojaanbau in Rumänien bis 1997 auf 60.000 Hektar zurück. Noch 1989 sollen die Sojafläche etwa 500.000 Hektar betragen haben. Die Erträge lagen damals etwa bei einem Viertel des Niveaus der Jahre 2004-06.
Mit der Einführung der herbizidresistenten gv-Sorten wurde der Sojaanbau in Rumänien wieder wirtschaftlich interessant und die Landwirte bauten deswegen verstärkt Soja an. Nach einer Untersuchung eines britischen Agrarberatungs-Unternehmens (PG Economics) steigerten rumänische Landwirte durch RoundupReady-Sojabohnen ihre Erträge um durchschnittlich dreißig Prozent, ihr wirtschaftliches Ergebnis sogar um 150 Prozent.
Nach dem EU-Beitritt: Sojaanbau geht zurück, Sojaeinfuhren nehmen zu
Mit dem Beitritt zur EU übernahm Rumäniens auch die EU-Rechtsvorschriften zur Gentechnik. Frühere Genehmigungen nach rumänischem Recht waren nicht mehr gültig - und damit war auch der Anbau von _RoundupReady-_Sojabohnen nicht mehr erlaubt. Zwar dürfen diese seit 1996 in die EU eingeführt werden und die daraus hergestellten Lebens- und Futtermittel sind schon lange in der EU zugelassen, nicht jedoch ihr Anbau. Das Verbot in Rumänien galt sofort, da in den Beitrittsverhandlungen keine Übergangsfristen vereinbart worden waren.
Seit 2007 ging der Sojaanbau in Rumänien deutlich zurück. Wegen der hohen Kosten der konventionellen Unkrautkontrolle zogen es viele Betriebe vor, anstelle von Soja andere Kulturarten - etwa Mais - anzubauen. Inzwischen führt Rumänien 180.000 Tonnen Sojabohnen und Sojaschrot ein (2007) - vorwiegend aus USA, Argentinien und Brasilien. Dort werden gv-Sojabohnen nahezu flächendeckend angebaut.
Wann eine EU-weite Genehmigung zum Anbau von RoundupReady-Sojabohnen erteilt wird, ist derzeit nicht abzusehen. Der Antrag dazu wurde bereits 2005 in den Niederlanden eingereicht. Derzeit haben die Behörden vom Antragsteller weitere Unterlagen angefordert. Erst wenn diese vorliegen, wird sich die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) mit der Sicherheitsbewertung beschäftigen.