USA: Gentechnisch veränderte Lachse vor dem Aus
(17.06.2011) In den USA ist die Markteinführung gentechnisch veränderter Lachse in weite Ferne gerückt. Das US-amerikanische Repräsentantenhaus hat einen Gesetzentwurf angenommen, mit dem der Lebensmittelbehörde FDA Gelder für die Zulassung gesperrt werden. Damit wird erstmals in den USA politisch über gentechnisch veränderte Produkte entschieden.
Keine Zulassung mehr in den USA? Gentechnisch veränderter Lachs (hinten) und normaler Atlantik-Lachs (vorn) im gleichen Lebensalter.
Die Kampagne Say No To FrankenFish haben die gv-Laches zu einem Medienthema gemacht: Proteste vor dem Weißen Haus
Fotos: Aquabounty, Center for Food Safety
Am Mittwochabend verabschiedete das US-Repräsentantenhaus einen Gesetzentwurf, in dem der amerikanischen Lebensmittelbehörde FDA (Food and Drug Administration) untersagt wird, Gelder im Zusammenhang mit der Zulassung von gentechnisch veränderten Lachsen auszugeben. Das Gesetz hatte ein republikanischer Abgeordneter aus Alaska eingebracht, der seit längerem die Markteinführung der gv-Lachse zu verhindern versucht. Aus seiner Sicht könnten sie den in seiner Heimat wirtschaftlich wichtigen Wildlachsfang gefährden.
Bisher ist jedoch nicht klar, ob damit die Zulassung der gv-Lachse endgültig gescheitert ist. Auch der Senat, die zweite Kammer des amerikanischen Kongresses, muss noch zustimmen. Außerdem waren bei der Abstimmung nur knapp zehn Abgeordnete anwesend. „Dieses unwürdige politische Spiel untergräbt das Vertrauen in das wissenschaftliche Zulassungsverfahren“, kritisierte AquaBounty-Präsident Ron Stotish. Sein Unternehmen hatte die gv-Lachse entwickelt und vor fünfzehn Jahren den ersten Zulassungsantrag eingereicht. Als Folge von zwei Genen aus anderen Fischarten produzieren die gv-Lachse ihr Wachstumshormon ganzjährig und unabhängig von Wassertemperaturen, so dass sie doppelt so schnell wachsen wie herkömmliche Artgenossen und früher schlachtreif sind.
Aquabounty hatte geplant, die gv-Lachse (Markenname: AquAdvantage) in Kanada und Panama in geschlossenen Tanks zu züchten und die daraus hergestellten Produkte in den USA zu verkaufen.
Die gv-Lachse sind das erste Gentechnik-Produkt, das in den USA zu einem Medienthema geworden ist und von einer breiteren Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Im Zuge der sich polarisierenden öffentlichen Auseinandersetzung hat sich das bisher in den USA strikt fachlich-wissenschaftliche Zulassungsverfahren politisch aufgeladen.
Eine breite Koalition aus inzwischen 67 Umwelt- und Verbraucherschutzgruppen („Say No To FrankenFish“) versucht, die Zulassung der gv-Lachse zu verhindern - bisher mit Erfolg. Sie verweist auf nicht ausreichend untersuchte gesundheitliche Risiken, obwohl die FDA zu dem Ergebnis gekommen war, dass sich Lebensmittel aus gv-Lachsen in ihrer stofflichen Zusammensetzung nicht von herkömmlichen Produkten unterscheiden. Auch der Einwand, die gv-Lachse könnten ihre natürlichen Artgenossen verdrängen, wenn einzelne Tiere aus den Zuchttanks entweichen, ist in vielen Medien und Blogs präsent. Aus Sicht der FDA ist dieses Risiko jedoch gering, da die Zuchttanks nicht in Meeresnähe aufgestellt werden sollen und die gv-Lachse zudem steril sind, so dass sie sich nicht fortpflanzen können.
Auch mit ihrer Forderung, Produkte aus gv-Lachs zu kennzeichnen, sollten sie zugelassen werden, war die FrankenFish-Kampagne politisch erfolgreich. In Kalifornien hat sich der Gesundheitsausschuss des Parlaments bereits für eine solche Kennzeichnung ausgesprochen und eine gesetzliche Regelung eingeleitet. Anders als in Europa orientiert sich die Kennzeichnung in den USA strikt an der materiellen Zusammensetzung eines Lebensmittels, unabhängig vom Verfahren, das dabei angewandt wurde. Die FDA lehnte eine Kennzeichnung von gv-Lachsprodukten bisher nachdrücklich ab. „Sie ist eine Irreführung der Verbraucher“, so AquaBounty-Präsident Ron Stotish, „da sie Unterschiede suggeriert, die tatsächlich nicht bestehen.“
Obwohl die FDA ihre wissenschaftliche Sicherheitsbewertung abgeschlossen hatte, lud sie im vergangenen Herbst weitere Experten, Wissenschaftler und Verbände zu einem zweitägigen Hearing. Nach Auswertung der Stellungnahmen hatte die FDA angekündigt, bis Ende 2011 eine Entscheidung über die Zulassung der AquAdvantage-Lachse zu treffen.