Grüne Gentechnik in Südamerika: Bolivien erlaubt, Peru verbietet

(14.06.2011) Bolivien will den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen ausweiten, Peru ihn für mindestens zehn Jahre verbieten. In Südamerika gehen die Länder unterschiedliche Wege bei der landwirtschaftlichen Nutzung der Grünen Gentechnik.

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Der bolivianische Präsident Evo Morales war bis vor kurzem noch ein erbitterter Gegner der Grünen Gentechnik. Auf einem internationalen Kongress zum Klimawandel in Cochabamba (Bolivien) sagte er, gentechnisch veränderte Lebensmittel führten zur Haarausfall und Homosexualität.

Die bolivianische Regierung will den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen künftig erleichtern. Präsident Evo Morales, bis vor kurzem noch heftiger Gegner der Grünen Gentechnik, bestätigte gegenüber internationalen Pressagenturen, er habe dem Parlament Maßnahmen zur Entscheidung vorgelegt, mit denen die landwirtschaftliche Nutzung von gv-Pflanzen erleichtert werden soll.

Bisher ist in Bolivien nur ein begrenzter Anbau gv-Sojabohnen für den Export erlaubt. Nun sollen ähnliche gesetzliche Regelungen auch auf andere gv-Pflanzen ausgeweitet werden, so Minister Carlos Romero. Damit solle die Lebensmittelproduktion des Landes gesteigert werden. Bevor eine gv-Pflanze für den Anbau freigegeben werde, müsse ein Komitee überprüfen, dass davon keine Gefahren für Umwelt und Gesundheit ausgingen.

Dagegen hat das peruanische Parlament in der letzten Woche ein Gesetz über ein zehnjähriges Moratorium für den Anbau von gv-Pflanzen beschlossen. Die Einfuhr von Futter- und Lebensmitteln bleibt ebenso erlaubt wie die von gentechnisch veränderten Organismen zu Forschungszwecken. Die Zehnjahres-Frist ist ein Kompromiss zwischen einem generellen Verbot der Grünen Gentechnik, wie es Verbraucherorganisationen und Kleinlandwirte gefordert hatten und einem kürzeren Moratorium, für das sich die Regierungspartei und das Landwirtschaftsministerium ausgesprochen hatte. Nun soll nach zehn Jahres erneut entschieden werden.

Peru gilt als Heimat der Kartoffel, wo zahlreiche Kartoffelarten zu finden sind, von denen viele nur hier kultiviert werden. Die restriktive Gentechnik-Politik wird vor allem mit dem Schutz dieser Biodiversität begründet.

Dagegen kritisierten peruanische Wissenschaftler das Moratorium. Es bedeutete das Ende für einige nationale Projekte der Agrar- und Pflanzenforschung, etwa der Entwicklung virusresistenter Papayas oder schädlingsresistenter Kartoffeln. Das Virus, das den Papayaanbau in Peru bedroht, unterscheidet sich von dem in Hawaii, den Philippinen oder in Vietnam, so Alexander Tversky, Leiter eines peruanischen Züchtungsunternehmens. In jeder Region müssten gv-Papayas mit einer spezifischen Resistenz gegen örtliche Viren entwickelt werden. Nach Auffassung von Tversky profitierten von dem Moratorium nur die Nachbarländer, mit denen Peru konkurriert und in denen der Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen weiter ansteigt.

Argentinien und Brasilien sind nach den USA die Länder mit den größten Anbauflächen für gv-Pflanzen. Auch Paraguay und Uruguay setzen vor allem im Sojaanbau auf die Grüne Gentechnik. Kleinere Anbauflächen mit gv-Pflanzen gibt es noch in Kolumbien und Chile.