Die Gen-Tomate kommt nach Europa
Die Zulassung der ersten gentechnisch veränderte Pflanze, deren Früchte als Lebensmittel verzehrt werden, steht bevor: eine Tomate des britischen Unternehmens Zeneca, deren Haltbarkeit gentechnisch verlängert wurde.
Ähnlich der berühmten „Anti-Matsch-Tomate“ ist auch bei der Zeneca-Tomate ein bestimmtes Gen durch eine „DNA-Blockade“ abgeschaltet. Dieses Gen bildet ein Enzym, welches Faserstoffe aus der Tomaten-Zellwand (Pektin) abbaut. Ohne dieses Enzym verzögert sich der natürliche Zerfallsprozess - die Tomate kann länger am Strauch ausreifen und ist zudem länger transport- und lagerfähig.
Doch anders als die „Anti-Matsch-Tomate“, die in den USA bereits wieder vom Markt verschwunden ist, scheint die Zeneca-Tomate kommerziell erfolgreich. Sie wird in Kalifornien angebaut und vor allem zu Püree verarbeitet. Das Püree soll intensiver nach „ausgereiften“ Tomaten schmecken als Vergleichsprodukte und ist zudem billiger. Vor zwei Jahren wurde das Püree aus den Zeneca-Tomaten in Großbritannien von zwei Handelsketten auf den Markt gebracht und erfreut sich offenbar großer Beliebtheit. Zeneca kennzeichnet das Püree eindeutig in Form eines Zusatzes zum Produktnamen („hergestellt aus gentechnisch modifizierten Tomaten“) und erläutert auf jeder Verpackung das Ziel der gentechnischen Veränderung.
Um die Tomate auch in den südlichen EU-Ländern anbauen zu können, hatte Zeneca einen Antrag auf Inverkehrbringen nach der europäischen Freisetzungsrichtlinie gestellt. Nach einer zustimmenden Vorprüfung durch die spanischen Behörden wurden die Unterlagen den übrigen EU-Ländern übermittelt. Niemand meldete Bedenken an der gesundheitlichen Sicherheit der transgenen Tomaten und ihrer Umweltverträglichkeit an. Auch das Berliner Robert-Koch-Institut als zuständige deutsche Behörde hält die Tomaten für „gesundheitlich unbedenklich“. Zwar besitzt sie als Markergen eine Resistenz gegen das Antibiotikum Kanamycin als Markergen; doch es habe „in der Humanmedizin kaum Bedeutung“. Eine Resistenz gegen Kanamycin sei in der Umwelt ohnehin „weit verbreitet“.
Damit steht die EU-weite Zulassung der Zeneca-Tomate unmittelbar bevor. Wenn es zutrifft, das kein Mitgliedstaat der EU Sicherheitsbedenken vorgetragen hat, ist eine positive Zulassung durch die EU-Kommission nur noch eine Formsache.
Ist die Genehmigung erteilt, dann darf die Zeneca-Tomate in der EU sowohl angebaut als auch in Form von Püree und anderen Produkten vermarktet werden. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass sowohl die einzelne Tomate wie die aus ihr gewonnenen Produkte gekennzeichnet werden müssen.