USA: Doch noch Zulassung für Gentechnik-Lachs
(19.11.2015) Die US-amerikanische Lebensmittelbehörde FDA hat gentechnisch veränderten Lachs als Lebensmittel zugelassen. Die gesetzlichen Voraussetzungen für eine Zulassung seien erfüllt, erklärte die zuständige Direktorin der Behörde. Insbesondere sei der Verzehr gesundheitlich unbedenklich. Die Vermehrung und Aufzucht dieser Lachs bleibt in den USA jedoch weiterhin verboten. Die Lachse dürfen nur in besonderen Anlagen im Ausland aufgezogen und von dort in die USA importiert werden. Sie sind weltweit die ersten gentechnisch veränderten Tiere, die für die menschliche Ernährung genutzt werden dürfen.
Frankenfish: Mit dem langen und umstrittenen Zulassungsverfahren sind gentechnisch veränderte Lachse in den USA zu einem Symbolprodukt der Gentechnik-Kritiker geworden.
Schon 1995 hatte das kanadische Unternehmen AquaBounty in den USA die Zulassung für den von ihm entwickelten gentechnisch veränderten Lachs (Markenname: AquAdvantage) beantragt. Nun, zwanzig Jahre später wurde sie nach langem Zögern erteilt – aber auch nur als Lebensmittel, nicht jedoch für die Aufzucht in Fischfarmen. Dazwischen lagen mehrere Sicherheitsbewertungen und ein öffentliches Hearing, zu dem Wissenschaftler und gentechnik-kritische Organisationen eingeladen waren. 2009 erließ die US-Lebensmittelbehörde FDA (Food and Drug Administration) erstmals besondere Richtlinien für die Zulassung gentechnisch veränderter Tiere, was eine erneute Überarbeitung des Zulassungsantrag für die AquAdvantage-Lachse erforderlich machte. Vor zwei Jahren schloss die FDA die Bewertung sowohl der gesundheitlichen wie der Umweltsicherheit ab. Doch erst jetzt wurde die Zulassung erteilt.
Schon Ende der 1980er Jahre hatten AquaBounty-Wissenschaftler zwei Gene auf Lachse übertragen: Eines für ein Wachstumshormon einer anderen Lachsart sowie ein Regulations-Gen einer an kalte Meeresregionen angepassten Fischart. Dadurch sind die Lachse auch bei kalten Wassertemperaturen im Winter aktiv. Anders als herkömmliche Lachse wachsen sie das ganze Jahr über und erreichen bereits nach 16 bis 18 Monaten ihr Schlachtgewicht. „Normale“ atlantische Lachse brauchen rund drei Jahre, um zu dieser Größe heranzuwachsen.
Zwar verwies Aquabounty darauf, dass eine Aufzucht mit den schneller wachsenden Lachsen weniger Ressourcen benötige und daher nachhaltig sei, dennoch nahmen die kritischen Diskussionen im Lauf des langen Zulassungsverfahrens zu.
Strittig waren nicht so sehr mögliche gesundheitliche Beeinträchtigungen durch den Verzehr von Produkten aus AquAdvantage-Lachs, sondern vor allem ökologische Fragen. Fischereiverbände und Umweltorganisationen befürchteten, dass die transgenen Fische aus den Tanks der Zuchtfarmen entweichen und die in den freien Gewässern lebenden weniger großen Artgenossen verdrängen könnten. Zwar schätzte die FDA bei Einhaltung aller Sicherheitsvorkehrungen dieses Risiko als gering ein, dennoch bleibt die Aufzucht der Lachse in den USA erst einmal verboten.
Die Aufzucht der gv-Lachse ist nur in speziellen Fischfarmen mit abgeschlossenen Tanks ohne Verbindung zu offenen Gewässern erlaubt. Derzeit, so die FDA in ihrer Presseerklärung, gebe es weder in den USA, noch in anderen Ländern nach diesen Standards zertifizierte Anlagen - mit Ausnahme von zwei in Kanada und Panama. Von dort werden Lachsprodukte in die USA exportiert.
Gleichzeitig mit der Zulassung der AquAdvantage-Lachse hat die FDA neue Richtlinien für die Kennzeichnung von Lebensmitteln aus gentechnisch veränderten Organismen erlassen. Eine verpflichtende Kennzeichnung gibt es in den USA weiterhin nicht, wohl aber verbindliche Regeln für eine ausdrückliche Kennzeichnung „ohne Gentechnik“.
Als „Meilenstein für die amerikanische Wissenschaft“ begrüßte Ronald Stotish, Chef von AquaBounty, die Zulassung seines AquAdvantage-Lachses. Er solle als Premiumprodukt (Atlantic Salmon) vermarktet werden, eine freiwillige Kennzeichnung im Hinblick auf die Gentechnik sei jedoch nicht vorgesehen.
Mehrere US-Handelsketten haben bereits angekündigt, keine Produkte aus gv-Lachs verkaufen zu wollen.
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