Baumwollfeld 2

Gentechnik-Pflanzen und Glyphosat: Das Ende einer Ära

(15.04.2015) In den USA breiten sich zunehmend Unkräuter aus, die gegen das Herbizid Glyphosat resistent geworden sind. Die Landwirtschaft stellt das vor große Probleme. Nun kommen neue gentechnisch veränderte Pflanzen auf den Markt. Sie verfügen über mehrere Resistenzen gegen andere Herbizid-Wirkstoffe. Damit wollen die großen Agro-Unternehmen den Farmern Alternativen anbieten, um mit glyphosat-resistenten Unkräutern fertig zu werden. Der Wirkstoff war in Kombination mit dazu passenden gv-Soja-, Mais- und Baumwollsorten über Jahre als effektives System zur Unkrautbekämpfung in Nord- und Südamerika nahezu flächendeckend genutzt worden.

Waterhemp

Unkrautproblem: Der Biologe und Unkrautspezialist Bill Johnson in einem Sojabohnenfeld mit glyphosat- resistenten Waterhemp-Pflanzen.

Foto: Purdue Agricultural Communication Photo, Tom Campbell

Palmer amaranth

Palmer Amaranth (Amaranthus palmeri) ist die aggressivste Unkrautart im Mittleren Westen.

Foto: Howard F. Schwartz, Colorado State University, Bugwood.org

Großes Foto oben: Baumwollfeld in Kalifornien; Foto: J.R.Bale, 123rf

Im Januar 2015 erhielt der Agro-Biotech-Konzern Monsanto von der US-amerikanischen Landwirtschaftsbehörde USDA die Zulassung für zwei neue gentechnisch veränderte Sojabohnen- bzw. Baumwoll-Linien (Events). Sie verfügen über Resistenzen gegen die Herbizide Dicamba und Glufosinat, zwei Wirkstoffe, die in Kombination mit Monsanto-Pflanzen bisher keine Rolle spielten.

Wenn sich das nun ändert, ist das auch ein Eingeständnis des Unternehmens, dass seine bisher so erfolgreichen Produkte - das Herbizid Glyphosat (Roundup) mit den dazu passenden gv-Pflanzen - in vielen Regionen für die Farmer kaum noch von Interesse sind.

Seit den ersten Fällen Anfang der 2000er Jahre haben sich in den USA glyphosat-resistente Unkräuter inzwischen auf einer Fläche von mehr als dreißig Millionen Hektar ausgebreitet. „Die Technologie war einfach zu gut“, zitiert die aktuelle Ausgabe von Nature Biotechnology den Unkraut-Experten Stanley Culpepper von der Universität von Georgia. „Alle haben sie genutzt.“

Und genau das war das Problem. Die Kombination von Glyphosat und gentechnisch veränderten, gegen dieses Breitbandherbizid unempfindlichen Pflanzen ermöglichte eine einfache und zugleich äußerst effektive Unkrautkontrolle. Ab 1996 setzte sich dieses Konzept bei Sojabohnen, Mais und Baumwolle rasch durch. Die Folge: Auf vielen Feldern wurden Unkräuter über Jahre mit nur einem Wirkstoff bekämpft - nahezu ideale Bedingungen für einzelne, zufällig dagegen resistent gewordene Unkräuter, sich auszubreiten und glyphosat-empfindliche Pflanzen zurückzudrängen. Gerade besonders aggressive Unkräuter wie Palmer Amaranth oder Waterhemp sind inzwischen mit Glyphosat in vielen Regionen kaum noch in Schach zu halten. Die Farmer klagen über steigende Kosten und sinkende Erträge. Sie benötigen dringend Alternativen zu dem oft wirkungslos gewordenen Glyphosat.

Wie Monsanto haben auch die anderen Agro-Unternehmen - DuPont Pioneer, Dow, Syngenta oder Bayer - neue gv-Pflanzen entwickelt, die in der Regel über zwei „gestapelte“ Resistenzen (staked genes) gegen unterschiedliche Herbizid-Wirkstoffe verfügen. Einige dieser gv-Soja-, Mais- und Baumwollpflanzen sind bereits für den Anbau zugelassen, für die übrigen sind Anträge eingereicht. Neben Dicamba und Glufosinat werden weitere, meist schon vor längerer Zeit entwickelte Wirkstoffe wie 2,4-D, HPPD oder Imidazolinone als Komplementärherbizide genutzt. Damit steigt die Zahl unterschiedlich wirkender Stoffe, die für die Unkrautregulierung eingesetzt werden können.

Die akuten Probleme mit Glyphosat-resistenten Unkräutern werden so erst einmal gemildert - doch viele Wissenschaftler bezweifeln, ob es eine dauerhafte Lösung sein wird. Früher oder später bilden Pflanzen gegen jeden Wirkstoff Resistenzen aus. Der Schlüssel gegen resistente Unkräuter sei ein verantwortlicher Umgang mit Ressourcen, ein robustes Resistenz-Management sowie ein Wechsel zwischen verschiedenen unterschiedlich wirkenden Bekämpfungsstrategien, so der Agrarwissenschaftler Michael Owen von der Iowa State University.

Während der Verbrauch an Glyphosat künftig wohl zurückgeht, wird er bei den anderen Herbiziden vermutlich zunehmen. Monsanto rechnet bei Dicamba mit steigenden Mengen - und weckt damit die Bedenken von Umwelt- und Verbrauchergruppen. Sie befürchten, dass das Herbizid auf benachbarte Felder verdriftet wird und die dort angebauten Produkte belasten könnte.

Vielleicht wünscht man sich schon bald das gerade heftig kritisierte Glyphosat zurück, das verglichen mit einigen der alten, nun wieder verstärkt eingesetzten Herbiziden ein vergleichweise günstiges Umweltverträglichkeitsprofil besitzt.