Maiswurzelbohrer in der Steiermark: „Landplage von ungeheurem Ausmaß“
(13.10.2014) Die Maisbauern der österreichischen Steiermark erleben in diesem Jahr einen noch nicht dagewesenen Befall durch den Westlichen Maiswurzelbohrer. Durch den Fraß der Larven kippen Maispflanzen auf den Feldern großflächig um, die Käfer schädigen Blüten, Blätter und Kolben und machen auch nicht Halt vor anderen Kulturpflanzen wie Kürbis oder Sonnenblume. Der Schädlingsbefall ist so massiv, dass eine „Task-Force“ aus Behördenvertretern und Pflanzenschutz- experten eingerichtet wurde, um die Maisernte zu retten und geeignete Bekämpfungsmaßnahmen zu gewährleisten.
Umgefallene Maispflanzen. Landwirte und Pflanzenschutz- experten begutachten die Schäden, die der Maiswurzelbohrer in einem Maisfeld angerichtet hat. Die Larven des Schädlings fressen an den Wurzeln, so dass die Pflanzen weniger Wasser und Nährstoffe aufnehmen und ihre Standfestigkeit verlieren.
Starker Befall. Die Käfer fressen an den Maiskolben, den Blättern und vor allem auch an den Blüten. Die männlichen Blüten bieten als Nahrungsquelle Pollen, die weiblichen Blüten Narbenfäden.
Abgefressene Narbenfäden. Die Folge ist, dass keine Befruchtung mehr erfolgen kann und so die Kolben keine oder deutlich weniger Maiskörner bilden.
Befallene Kürbispflanze. Die Käfer befallen nicht nur Mais, sondern auch Kürbisse, Sonnenblumen, Zucchini. Auch Hausgärten sind betroffen.
Der Maiswurzelbohrer ist für Europa ein neuer Schädling. Er wurde vermutlich per Flugzeug eingeschleppt, denn einen ersten Befall gab es 1992 in der Nähe des Belgrader Flughafens. Der Schädling erreichte Österreich im Sommer 2002 nahe der slowakischen Grenze und breitet sich seitdem in Richtung Norden und Westen weiter aus.
Auch Deutschland ist von dem Schädling betroffen, seit 2007 ein erstes Exemplar in einer Lockstofffalle gefunden wurde. Am Oberrhein und in Niederbayern haben sich inzwischen Schädlingspopulationen etabliert. Da der Maiswurzelbohrer nicht mehr auszurotten ist, wurde Anfang 2014 sein Quarantänestatus in der EU aufgehoben. Er gilt jetzt als Schädling wie jeder andere auch.
In Österreich sind 2014 alle Maisanbaugebiete betroffen, vor allem aber die Steiermark. „Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass der Maiswurzelbohrer nicht nur ein Problem für die Maisbauern, sondern mittlerweile eine Landplage von ungeheurem Ausmaß ist“, so Christian Konrad vom Pflanzenbau-Ausschuss Kalsdorf/Graz. Denn die Käfer befallen nicht nur Mais, sondern auch Kürbis, Hirse, Soja und Sonnenblumen.
Die Schäden sind erheblich und werden sowohl von den Larven als auch den ausgewachsenen Käfern verursacht. Die Larven fressen an den Wurzeln, dadurch können die Pflanzen weniger Wasser und Nährstoffe aufnehmen und kippen leicht um. Bei starkem Befall kann die Maispflanze die Schädigung nicht mehr durch Bildung neuer Wurzeln kompensieren und es entstehen große Flächen mit „gelagertem“ Mais. Einen weiteren Schaden verursachen dann die flugfähigen Käfer ab etwa Anfang Juli. Wenn sie an den Narbenfäden der weiblichen Blüten fressen, kommt es nicht mehr zur Befruchtung und es sind nur wenige oder keine Körner auf den Kolben.
Die Bekämpfung des Schädlings ist schwierig. Die wichtigste und wirksamste Maßnahme ist die Fruchtfolge, sie kann den Schädlingsbefall deutlich reduzieren. Untersuchungen zeigen, dass die Käferpopulation sich nicht aufbaut, wenn nach zwei Jahren Mais eine andere Kulturpflanze wie Weizen oder Raps angebaut wird.
In Österreich ist eine mindestens dreijährige Fruchtfolge vorgeschrieben, d.h. nach maximal drei Jahren Mais muss der Fruchtwechsel erfolgen. Das reicht offenbar nicht aus. Es kommt erschwerend hinzu, dass auch die Schädlingslarven nicht nur an Mais fressen und zudem die Eier im Boden bis zu zwei Jahre überwintern können.
Pflanzenschutzmittel als weitere Maßnahme stehen nur wenige zur Verfügung. Eine Saatgutbeizung zur Bekämpfung der Schädlingslarven ist seit dem EU-weiten Verbot von bestimmten Beiz-Wirkstoffen (Neonicotinoiden) nicht mehr erlaubt. In besonders betroffenen Gebieten wurde in Österreich deshalb per Notfallzulassung 2014 - zeitlich begrenzt und unter behördlichen Auflagen - ein Bodeninsektizid zur Bekämpfung der Larven erlaubt. Es wurde darüber hinaus eine „Task-Force“ aus Behördenvertretern sowie Pflanzenbau- und Pflanzenschutzexperten eingerichtet, unter anderem mit dem Ziel, die Verfügbarkeit von Pflanzenschutzmitteln zu sichern. In Deutschland sind zurzeit keine Pflanzenschutzmittel gegen den Maiswurzelbohrer zugelassen.
Es gibt gentechnisch veränderte Maissorten, die durch Bildung eines Bt-Proteins gegen den Maiswurzelbohrer resistent sind. In Europa wurden Anträge auf Zulassung zum Anbau für mehrere solcher Bt-Maislinien gestellt. Einige wurden wieder zurückgezogen. In den USA wird Bt-Mais mit Wurzelbohrer-Resistenz großflächig angebaut. Allerdings treten inzwischen vermehrt Schädlinge auf, die gegen den Bt-Wirkstoff resistent geworden sind. Dies wird sowohl auf ein unzureichendes Resistenzmanagement zurückgeführt als auch darauf, dass dieser Bt-Mais zu wenig Bt-Protein bildet, um zuverlässig schwach resistente Larven zu töten. Die Besonderheit des Schädlings, nicht nur Mais als Nahrungspflanze zu nutzen, könnte das Überleben schwach resistenter Schädlinge zusätzlich begünstigen.