Brasilien: Erste kommerzielle Zulassung für Gentechnik-Insekten

(30.04.2014) Brasilien hat im April 2014 als weltweit erstes Land gentechnisch veränderte Insekten zugelassen. Es handelt sich um Tigermücken, deren Nachwuchs nicht überlebensfähig ist. Durch ihre Freisetzung sollen Mückenpopulationen dezimiert werden, die das potenziell tödliche Dengue-Fieber übertragen.

Tigermücke

Ägyptische Tigermücke. Nur die weiblichen Stechmücken saugen vorzugsweise beim Menschen Blut und übertragen dabei gefährliche Infektionskrankheiten.

Foto: CDC, PHIL/James Gathany

Seit 2011 laufen in Brasilien Freisetzungsversuche mit gentechnisch veränderten Ägyptischen Tigermücken (Aedes aegypti), die von der britischen Firma Oxitec entwickelt wurden. Die Ägyptische Tigermücke oder auch Gelbfiebermücke überträgt das Dengue-Fieber, eine Krankheit, die sich weltweit rasant ausbreitet und gegen die es weder Impfung noch Therapie gibt. In ihrer schwersten Ausprägung kann sie zu Schock, Koma und zum Tod führen. Brasilien hat eine der höchsten Infektions- und Erkrankungsraten der Welt, mit etwa 1,4 Millionen Erkrankungsfällen im Jahr 2013.

Die Firma Oxitec hat eine Strategie zur Bekämpfung von Insekten, die Krankheiten übertragen oder Nutzpflanzen schädigen, entwickelt: Den Insekten werden Gene übertragen, die dafür sorgen, dass ihr Nachwuchs im Larvenstadium stirbt. Durch die Paarung mit den gv-Insekten sollen Populationen freilebender Artgenossen zurückgedrängt werden.

Als erstes Land weltweit hat Brasilien solche gentechnisch veränderten Insekten nun für die kommerzielle Nutzung zugelassen. Das zuständige Gremium, die CTNBio, gab am 10. April 2014 grünes Licht für einen gentechnisch veränderten Aedes aegypti-Stamm von Oxitec. In den vorausgegangenen experimentellen Freisetzungen konnten wildlebende Populationen von Aedes aegypti deutlich dezimiert werden. So ging die Population in der brasilianischen Ortschaft Jacobina im Bundesstaat Bahia innerhalb von sechs Monaten auf ein Fünftel der ursprünglichen Größe zurück, während die gv-Mücken freigesetzt wurden.

Der Entomologe Thomas Scott von der University of California äußerte gegenüber dem New Scientist, für eine flächendeckende Anwendung in einem Land von der Größe Brasiliens sei die Methode zu teuer, sie sei aber eine sinnvolle Möglichkeit, die Mücken in Städten und kleineren Ortschaften zu bekämpfen.

Kritiker halten für nicht ausreichend geprüft, was für Folgen ein solcher Eingriff in die Mücken-Population mit sich bringen könnte. So wird etwa befürchtet, dass andere Mückenarten, die das Dengue-Fieber ebenfalls übertragen können, sich stärker durchsetzen könnten.

Auch in den USA könnte die U.S. Food and Drug Administration (FDA) in absehbarer Zeit experimentellen Freisetzungen mit gentechnisch veränderten Aedes aegypti -Mücken zustimmen. In Florida war es 2009 zum Ausbruch von Dengue-Fieber gekommen und eine weitere Ausbreitung wird befürchtet.