Argentinien beschleunigt Anbau-Zulassungen für neue Gentechnik-Pflanzen
(15.07.2013) Argentinien hat die Zulassung von gentechnisch veränderten Pflanzen beschleunigt. Bisher wurde deren Anbau erst dann freigegeben, wenn sie auch in den wichtigen Exportmärkten - in erster Linie Europa - als Lebens- und Futtermittel zugelassen waren. Diese Bindung hat die argentinische Regierung nun aufgehoben. Damit sollen neu entwickelte gv-Pflanzen schneller auf den Markt kommen.
Maisfeld in Argentinien. Bei Mais, Sojabohnen und Baumwolle sind gentechnisch veränderte Sorten in der Landwirtschaft Standard. Nun sollen neu entwickelte gv-Sorten schneller auf den Markt kommen.
Foto: Irargerich/flickr; CC-Lizenz
Argentinien: Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen
Gesamtfläche: 23,9 Mio. ha
Gv-Sojabohnen: 20,2 Mio. ha (GVO-Anteil 100%)
Gv-Mais: 3,3 Mio. ha (85%)
Gv-Baumwolle: 0,35 Mio. ha (99%)
Zahlen: 2011/12
Mit 23 Millionen Hektar ist Argentinien nach den USA und Brasilien das Land mit der drittgrößten Anbaufläche gentechnisch veränderter Pflanzen. Bei Sojabohnen (98 Prozent), Mais (85 Prozent) und Baumwolle (98) Prozent haben sich gv-Sorten flächendeckend durchgesetzt.
2010 beauftragte die argentinische Regierung das zuvor neu gegründete Landwirtschaftsministerium, die zahlreichen Vorschriften und undurchsichtigen Zuständigkeiten bei der Regulierung der Grünen Gentechnik zu reformieren. Im Frühjahr 2013 hat das Ministerium neue Richtlinien für Landwirte und die Agrarwirtschaft herausgegeben.
Wie das Fachmagazins Nature Biotechnology in einer aktuellen Meldung berichtet, wird darin ein lange geltender Grundsatz (Mirror Policy) aufgehoben: Neben der gentechnik-rechtlichen Zulassung benötigte eine gv-Pflanze in Argentinien bis dahin noch eine Art Kommerzialisierungserlaubnis. Diese wurde nur erteilt, wenn in den wichtigen Exportländern - vor allem in der EU - die jeweilige gv-Pflanze als Lebens- und Futtermittel zugelassen war.
Damit sollten unbeabsichtigte Beimischungen solcher gv-Pflanzen in Agrarexporten vermieden werden. Nach der geltenden Nulltoleranz-Politik dürfen solche Lieferungen nicht in die EU eingeführt werden, wenn in ihnen nicht zugelassene gv-Pflanzen nachgewiesen werden.
Damit ist es nun vorbei. Die argentinische Regierung will die Kopplung der eigenen Zulassungen an die oft zögerliche und langwierige Praxis in Europa aufheben. Dadurch kamen neu entwickelte gv-Pflanzen mit verbesserten Eigenschaften in Argentinien später auf den Markt als in anderen Anbauländern. „Die bisherige Politik hat dazu geführt, dass argentinische Landwirte zwölf Jahre bei einer gv-Pflanze bleiben mussten,“ zitiert Nature Biotechnology Martin Lema, den Biotechnologie-Direktor des argentinischen Landwirtschaftsministeriums. Zudem könnten mit den neuen Vorschriften die Dauer der Zulassungsverfahren von bisher durchschnittlich sechs auf vier Jahre gesenkt werden.
In den neuen Vorschriften in Argentinien zeigt sich auch die wachsende Bedeutung des Agrarhandels mit China - und die schwindende mit Europa. China ist inzwischen der weltweit größte Sojaimporteur.