USA: Gentechnik-Verunreinigungen auf einem Weizenfeld gefunden - Behörde leitet Untersuchung ein
(30.05./31.07.2013) Die amerikanische Landwirtschaftsbehörde APHIS hat offiziell Funde von gentechnisch verändertem Weizen auf einem Feld im nordwestlichen US-Bundesstaat Oregon bestätigt. Es handelt sich um einen Ende der 1990er Jahre von Monsanto entwickelten Weizen mit einer Resistenz gegen Herbizide mit dem Wirkstoff Glyphosinat (Roundup). Das Unternehmen hatte 2004 eine Markteinführung des RoundupReady-Weizens aufgegeben. Bisher ist unklar, ob die in Oregon gefundenen gv-Weizenpflanzen Einzelfälle sind. Die Behörden haben eine offizielle Untersuchung eingeleitet.
Gentechnisch veränderter Weizen: Wie kommt er auf ein Feld in Oregon? Und ist er auch in andere Weizenbestände gelangt? Eine offizielle Untersuchung soll die Fragen klären.
Ende April hatte ein Farmer in Oregon beobachtet, dass sich einzelne Weizenpflanzen unempfindlich gegen Glyphosat zeigten. Es ist dort üblich, mit diesem Herbizid aufkeimende Weizenpflanzen aus dem Vorjahr zu beseitigen, um ein Feld für die nächste Aussaat vorzubereiten. Daraufhin wurde APHIS (Animal and Plant Health Inspection Service) eingeschaltet, eine Abteilung der US-Landwirtschaftsbehörde. Inzwischen hat sie bestätigt, dass es sich bei den verdächtigen Pflanzen um gentechnisch veränderten Weizen mit einer Resistenz gegen Herbizide mit dem Wirkstoff Glyphosat (RR, RoundupReady) handelt.
Wie diese Weizenpflanzen auf das Feld gelangen konnten, ist bisher unklar. Zwischen 1998 und 2005 wurden in Oregon und 15 weiteren US-Bundesstaaten zahlreiche Freilandversuche mit dem RR-Weizen durchgeführt. 2004 stellte Monsanto die geplante Markteinführung ein, da viele Farmer Nachteile für den Weizenexport nach Europa und Asien befürchteten.
Zugleich wurde der Antrag für die Zulassung vor dem Abschluss des Verfahrens zurückgezogen. Der Anbau von RR-Weizen - auch wenn es sich um einzelne Pflanzen handelt wie in Oregon - ist daher nicht erlaubt. Allerdings hatte die Lebensmittelbehörde FDA 2004 eine Sicherheitsüberprüfung bereits abgeschlossen und die gesundheitliche Unbedenklichkeit von RR-Weizen festgestellt.
Auch für Monsanto sind die RR-Weizen-Funde „unerwartet“. In einer Erklärung weist das Unternehmen darauf hin, dass die Einstellung des RR-Weizen-Programms „rigoros, gut dokumentiert und von Gutachtern überprüft“ durchgeführt worden sei. In den vergangenen neun Jahren seien trotz eines Weizenanbaus von etwa 23 Millionen Hektar im Jahr keine gv-Pflanzen aufgefallen. Ähnlich wie auf dem Feld in Oregon sei es weit verbreitet, nach einer Überwinterung unerwünschte Weizenpflanzen mit Glyhosat zu beseitigen. Monsanto schließt daraus, dass eine Verbreitung des RR-Merkmals in Weizen - wenn überhaupt - „sehr begrenzt“ sei. Monsanto hat zugesagt, bei der Klärung des Falles mit den Behörden zusammenarbeiten zu wollen.
Dagegen sind die Weizen-Farmer in den USA „sehr besorgt“. Sie fürchten, dass RR-Weizen nicht nur auf einem einzelnen Feld in die Weizenbestände gelangt sondern schon seit längerem als Verunreinigung im Saatgut vorhanden sein könnte. Bei Weizen wären dann ähnliche Probleme zu erwarten wie 2006 bei Reis. Damals hatten Funde eines ebenfalls nicht zugelassenen gv-Reises (LL601) die Exporte nach Europa und Asien zusammenbrechen lassen. Nach langen gerichtlichen Auseinandersetzungen hatte Bayer CropScience, das für den LL-Reis verantwortliche Unternehmen, an die betroffenen Farmer in den USA 750 Millionen Dollar Entschädigung gezahlt.
APHIS-Sprecher Michael Firko sieht jedoch im aktuellen Weizen-Fall „große Unterschiede“. Der LL-Reis sei in die Lebensmittelkette gelangt, während das RR-Merkmal bisher nur in einzelnen überwinterten Unkraut-Weizenpflanzen gefunden wurde.
Inzwischen hat USDA eine offizielle Untersuchung eingeleitet. Die wichtigsten Handelspartner für US-Weizen, Japan, Mexiko und mehrere asiatische Länder wurden informiert. Blake Rowe, ein Sprecher der Weizen-Farmer in Oregon, hofft, die Untersuchung könne rasch abgeschlossen werden - vor der Ernte, die in wenigen Wochen beginnt.
Aktuelle Nachträge:
- Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters haben Japan und Südkorea Weizen-Einfuhren aus den USA bis zum Abschluss der Untersuchungen gestoppt. (31.05.)
- Die EU-Kommission hat die Mitgliedsstaaten angewiesen, Weizen-Importe aus USA auf GVO-Spuren zu untersuchen. Im Falle eines positiven Nachweises würden die Lieferungen zurückgewiesen. Die EU führt jährlich etwa eine Million Tonnen Weizen aus den USA ein. (01.06.)
- Auch für Monsanto bleiben die Funde mysteriös. In einer aktuellen Erklärung schließt das Unternehmen aus, dass RoundupReady-Weizen in die Lebensmittelkette gelangt sei. Nach internen Untersuchungen kommen auch Auskreuzungen oder im Boden überdauerte Samen nicht als Ursache in Frage. Eine Vermutung ist, dass es sich um Beimischungen aus nicht vollständig vernichteten Restbeständen aus früheren Forschungsprojekten handelt. (03.06.)
- Ein Weizen-Farmer aus Kansas hat Monsanto verklagt. Er beansprucht Entschädigung für die wegen der RoundupReady-Funde gefallenen Weizenpreise. (05.06.)
- Es gibt weiterhin keine abgesicherte Erklärung für die Ursache der Verunreinigungen. Die amtlichen Untersuchungen werden fortgeführt. Monsanto selbst hat Proben zahlreicher Weizensorten ohne Befund untersucht. Auch Südkorea, das inzwischen alle Weizenimporte aus den USA auf GVO-Spuren testet, hat bisher keine Lieferung beanstandet. (11.06.)
- Erster Bericht der USDA (US-Landwirtschaftsministerium): Bisher keine weiteren Funde von gv-RoundupReady-Weizen, weder im Saatgut, noch in Lebensmitteln. Die systematischen Untersuchungen werden fortgesetzt. Ein spezifisches Nachweisverfahren für den gv-Weizen (MON71800) steht zur Verfügung.
- Monsanto vermutet Sabotage durch Gentechnik-Gegner als Ursache für die Funde von RoundupReady-Weizen.
- In Oregon hat die Weizen-Ernte begonnen. Die Farmer sind besorgt, dass sich bei Kontrollen in Exportländern weitere Beimischungen von gv-RoundupReady-Weizen finden könnten. (02.07.)
- Bisher sind keine weiteren Verunreinigung mit RoundupReady-Weizen gefunden worden, auch nicht bei eigenen Untersuchungen, die Japan und Korea in Weizenimporten durchgeführt haben. Korea hat die Beschränkungen bereits aufgehoben. Nach einem Besuch japanische Inspekteure in Oregon wird ein ähnlicher Schritt Japans erwartet. (16.07.2013)
- Japan und Korea haben alle Importbeschränkungen für Weizen aus den USA aufgehoben. (31.07.2013)