China zögert beim Anbau von gentechnisch verändertem Mais und Reis. Abhängigkeit von Futtermittelimporten steigt
(12.03.2013) China zögert, weitere gentechnisch veränderte Pflanzen für den Anbau freizugeben. Man benötige noch etwas Zeit, bis Verbraucher und Bauern sie akzeptierten, so ein ranghoher chinesischer Wissenschaftler gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Einen insektenresistenten Reis und einen angereicherten Futtermais hat China mit großem Aufwand entwickelt, um die wachsende Nachfrage nach Lebens- und Futtermitteln bewältigen zu können. Beide gv-Pflanzen waren schon 2009 von den Behörden als sicher bewertet worden. Mittlerweile ist China zum weltweit größten Importeur von Sojabohnen geworden.
Reisanbau in China: In der Regel mit viel Insektiziden. Auf drei Viertel aller Reisflächen sind Schädlinge ein Problem. Die chinesische Regierung hat gentechnisch veränderten Bt-Reis entwickeln lassen. Das Ziel: Weniger Ertragsausfälle, und deutlich weniger Insektizide. Doch noch immer ist Bt-Reis nicht zum Anbau freigegeben.
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Auch in China sei die Öffentlichkeit „sehr besorgt“ über gentechnisch veränderte Nahrungs- und Futtermittel, zitiert Reuters einen Regierungssprecher. Man benötige noch etwa fünf Jahre, um den Wissensstand in der Bevölkerung zu verbessern. China sei weiterhin gezwungen, gentechnisch veränderte Lebens- und Futtermittel in großen Mengen zu importieren, um die wachsende Schere zwischen Nachfrage und Agrarproduktion in China zu schließen.
China hat sich inzwischen zum weltweit größten Sojaimporteur entwickelt. Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Xinhua führte China 2012 mehr als 58 Millionen Tonnen Sojabohnen aus den USA, Argentinien und Brasilien ein. In allen drei Ländern entfallen über neunzig Prozent der Produktion auf gv-Sorten. Aus den Sojabohnen wird in China zunächst Speiseöl gewonnen, der eiweißreiche Rest als Tierfutter genutzt. Wegen der Nachfrage aus China sind die Sojapreise auf den Weltmärkten deutlich gestiegen.
Die Regierung in China steht vor der großen Aufgabe, die Ernährung einer weiter wachsenden Bevölkerung auf einer zunehmend knapper werdenden Agrarfläche zu sichern. Vor allem die Nachfrage nach Fleisch und damit der Bedarf an Futtermitteln ist in den letzten Jahren enorm gestiegen: Allein die Zahl der Schweine hat sich seit 1968 von fünf auf 500 Millionen vervielfacht. Dazu kommen 13 Milliarden Hühner und anderes Geflügel. Die Tiere werden überwiegend mit Mais gefüttert. Als Folge des wachsenden Fleischkonsums ist China nach den USA der weltweit größte Maiserzeuger geworden, zusätzlich werden fünf Millionen Tonnen Maisfutter überwiegend aus Nord- und Südamerika importiert.
Um das Maisfutter effektiver zu nutzen, hatten staatliche chinesische Forschungsinstitute einen gv-Mais entwickelt, der infolge eines eingeführten Gens das Enzym Phytase bildet. Dadurch können Schweine und Geflügel den im Maisfutter enthaltenen Phosphoranteil verwerten. Zugleich soll die Umwelt- und Gewässerbelastung sinken, da Gülle und Stalldung weniger mit Phosphaten belastet sind.
Dieser Phytase-Mais wurde im November 2009 von den für die Sicherheitsbewertung zuständigen Behörden ebenso als unbedenklich eingestuft wie zwei in China mit großem finanziellem Aufwand entwickelte gv-Reissorten. Beide produzieren ein Bt-Protein, das ihnen eine Resistenz gegen die Raupen des Reisbohrers vermittelt, ein Schädling, der auf etwa drei Viertel der Reisanbaufläche anzutreffen ist und von den Bauern meist mehrfach mit Insektiziden bekämpft wird. Die chinesischen Regierung erwartet dadurch eine Steigerung der Erträge um acht Prozent. Gleichzeitig könnten achtzig Prozent der Insektizide eingespart werden. Für 1,3 Milliarden Chinesen ist Reis Hauptnahrungsmittel.
Doch vorerst ist weder der Anbau von Phytase-Mais noch von Bt-Reis erlaubt - im Gegensatz zu einer gv-Papaya mit einer Resistenz gegen das Papaya Ringspot Virus (PRSV), die seit 2007 vor allem in der Provinz Guangdong auf über 6000 Hektar angebaut wird.
Die wichtigste Kulturpflanze, bei der in China gv-Sorten genutzt werden, ist weiterhin Baumwolle. Seit einigen Jahren bewegt sich der GVO-Anteil auf einem konstanten Niveau von etwa achtzig Prozent. 2012 wurde in China auf einer Fläche von knapp fünf Millionen Hektar gentechnisch veränderte Bt-Baumwolle angebaut.