Aussaat in Brasilien: Starker Zuwachs bei gentechnisch veränderten Pflanzen erwartet
(08.12.2011) Die Landwirte in Brasilien wollen in der bevorstehenden Anbausaison 2011/12 deutlich mehr gentechnisch veränderte Soja-, Mais- und Baumwollpflanzen ausbringen als im Vorjahr. Die damit bewirtschafteten Flächen sollen nach Angaben des Agro-Consulting-Unternehmens Ceres um zwanzig Prozent auf 31,8 Millionen Hektar steigen. Grundlage für diese Prognose sind Befragungen unter Landwirten sowie Hochrechnungen aufgrund des Saatgutverkaufs.
Sojaanbau im brasilianischen Bundesstaat Rio Grande do Sul : 99 Prozent mit gentechnisch veränderten Sojabohnen.
Foto: Wikimedia
Derzeit sind in Brasilien bei Sojabohnen, Mais und Baumwolle gentechnisch veränderte Sorten auf dem Markt. Bei allen drei Kulturarten erwartet der aktuelle _Celeres-Biotechnology Report_einen starke Zunahme des Gentechnik-Anteils.
Bei Sojabohnen sind mit Ausnahme einiger Bundesstaaten im Norden und Nordosten gentechnisch veränderte Sorten nahezu zum Standard geworden. Landesweit steigen die Flächen mit gv-Sojabohnen 2011/12 um 16 Prozent auf nunmehr 21,4 Millionen Hektar. Die nördlichen Regionen haben mit 62 Prozent den niedrigsten Gentechnik-Anteil, der Bundesstaat Rio Grande do Sul mit 99 Prozent den höchsten.
Fast allen im Handel verfügbaren gv-Sojasorten verfügen über eine Resistenz gegen einen Herbizidwirkstoff (Glyphosat oder Glufosinat) und ermöglichen so eine effektivere Unkrautbekämpfung. Vereinzelt werden auch Sorten angebaut, die zusätzlich eine Insektenresistenz (Bt-Konzept) besitzen.
Auch bei Mais erwartet Celeres eine Fortsetzung des Trends zu gv-Sorten. Die Flächen mit gv-Mais sollen von 7,5 auf 9,9 Millionen Hektar 2011/12 steigen. Gut die Hälfte entfallen auf gv-Sorten mit Insektenresistenz. Stark zugenommen haben Sorten, die die zusätzlich Resistenzen gegen Herbizide integriert sind (stacked genes). Inzwischen tragen gv-Maissorten zu mehr als der Hälfte (56 Prozent) zur brasilianischen Maiserzeugung bei.
Für Baumwolle sieht_Celeres_ in der Saison 2011/12 einen Anstieg der mit gv-Sorten bebauten Flächen um 26 Prozent auf 470.000 Hektar. Knapp ein Drittel der brasilianischen Produktion entfällt auf insekten- und herbizidresistente gv-Baumwolle.
Mit dem seit Jahren anhaltenden Trend zu gv-Sojabohnen dürfte es in Brasilien zunehmend schwieriger und technisch aufwändiger werden, „gentechnik-freie“ Sojabohnen zu erzeugen, die allenfalls geringfügige Spuren von gv-Sojabohnen aufweisen dürfen, damit sie nicht unter die europäischen Kennzeichnungspflichten fallen.
Sojabohnen ohne nennenswerte GVO-Beimischungen setzen getrennte Warenströme und Verarbeitungswege voraus. Ihr Aufbau ist mit vertretbarem Aufwand nur in solchen Regionen möglich, wo sich eine größere Zahl von Betrieben auf eine konventionelle Bewirtschaftung verständigt hat.
Brasilien, vor allem der Nordosten, ist der wichtigste Erzeuger „gentechnik-freier“ Sojabohnen. Nach Angaben von Zertifizierungsunternehmen können etwa sieben bis zehn Millionen Tonnen Sojarohstoffe als „gentechnik-frei“ zertifiziert werden. Aus Brasilien, USA und Argentinien führt die EU jährlich 35 bis vierzig Millionen Tonnen Sojarohstoffe ein, die überwiegend als Futtermittel verwertet werden.
(Die von Celeres angegeben Anbauflächen für gv-Sorten liegen meist höher als die des jährlichen Reports zum globalen GVO-Anbau, der von den Agro-Biotech-Agentur ISAAA herausgegeben werden. Den Statistiken bei transGEN liegen in der Regel die ISAAA-Zahlen zugrunde.)