BASF beantragt Zulassung gentechnisch veränderter Kartoffel mit Resistenz gegen die Kraut- und Knollenfäule
(01.11.2011) Die BASF Plant Science (Limburgerhof) hat die EU-Zulassung einer gentechnisch veränderten Kartoffel beantragt, die eine Resistenz gegen den Erreger der Kraut- und Knollenfäule besitzt. Der Antrag schließt sowohl den Anbau als auch eine Verwendung als Lebensmittel ein. Das Unternehmen rechnet mit einer Markteinführung der gv-Kartoffel (Markenname: Fortuna) für den Zeitraum 2014/15.
Schäden durch Phytophthora : Normale Kartoffelsorte ohne Behandlung gegen die Pilzkrankheit (Vordergrund), gentechnisch veränderte resistente Kartoffeln (Hintergrund).
Wildkartoffel mit natürlicher Resistenz gegen die Kraut- und Knollenfäule (Vordergrund). Die dafür verantwortlichen Gene wurden auf eine Kultursorte übertragen. Die Fotos zeigen Anbauversuche mit der Fortuna-Kartoffel im Schaugarten Üplingen aus dem Jahre 2010.
Kranke Knollen. Bei Regen wird Phytophthora in den Boden gespült und befällt dort auch die Knollen.
Die Kraut- und Knollenfäule ist mit weltweiten Ernteverlusten von rund zwanzig Prozent die bedeutendste Kartoffelkrankheit. Sie wird durch den pilzähnlichen Erreger Phytophthora infestans ausgelöst, der zuerst die grünen Pflanzen, später auch die Knollen befällt und sie ungenießbar macht. Die Kraut- und Knollenfäule war Auslöser der großen Hungerkatastrophe in Irland Mitte des 19. Jahrhunderts, als über mehrere Jahre die Kartoffelernte ausfiel.
Heute ist die Kartoffelkrankheit in vielen Regionen verbreitet, auch in Deutschland. Die Bekämpfung des Erregers kostet die Landwirte viel Zeit und Geld. In der Regel werden im Verlauf der Vegetationsperiode mehrfach chemische Pflanzenschutzmittel (Fungizide) gespritzt. Auch für den ökologischen Landbau ist die Kraut- und Knollenfäule ein Problem: Oft wird sie mit bodenbelastenden Kupferpräparaten bekämpft.
Zwar gibt es Kartoffelsorten, die mehr oder weniger widerstandsfähig gegen den Phytophthora-Erreger sind, doch bisher ist es nicht gelungen, eine stabile, dauerhafte und auch bei starkem Befall wirksame Resistenz zu züchten. Phytophthora ist außerordentlich anpassungsfähig. Immer wieder gelang es dem Erreger, auch widerstandsfähige Sorten zu überwinden.
Schon vor vielen Jahren hatten niederländische Pflanzenforscher in zwei unscheinbaren südamerikanischen Wildkartoffeln Gene entdeckt, die eine robuste Resistenz gegen den Phytophthora-Erreger bewirken. Vergeblich haben die Züchter bisher versucht, diese Resistenzgene zu nutzen: In fünfzig Jahren ist es nicht gelungen, sie in Kultursorten mit guten Anbau- und Produkteigenschaften einzukreuzen.
Vor acht Jahren begann BASF Plant Science mit der Entwicklung von Phytophthora-resistenten Kartoffeln. Dazu wurden allein die beiden Resistenzgene mit gentechnischen Verfahren auf Kulturkartoffeln übertragen - ohne den „genetischen Ballast“ der für eine Kultivierung unerwünschten Eigenschaften der Wildkartoffeln. Seit sechs Jahren werden die neuen resistenten Kartoffeln in mehreren europäischen Ländern in Freilandversuchen getestet, darunter auch an Standorten in Deutschland. Bisher blieben die gv-Kartoffeln auch in Gebieten mit starkem Phytophthora-Befall symptomfrei, ohne dass chemische Pflanzenschutzmittel ausgebracht werden mussten.
Nun hat BASF Plant Science sowohl die Zulassung für den Anbau als auch für eine Verwendung als Lebens- und Futtermittel bei der zuständigen EU-Behörde beantragt. Das Unternehmen rechnet mit einer Freigabe der Fortuna-Kartoffel frühestens in vier bis fünf Jahren. Doch das scheint optimistisch: Bundeslandwirtschaftministerin Ilse Aigner erwartet ein Verfahren, das „mehrere Jahre“ dauert. Und auf die Zulassung der gentechnisch veränderten Industrie-Stärkekartoffel Amflora musste das Unternehmen 13 Jahre warten.