Gentechnik-Forschung in Bayern: Neun Jahre Anbau von Bt-Mais, keine Anreicherung im Boden
(01.09.2011) Gentechnisch veränderter Bt-Mais reichert sich auch bei einem mehrjährigen Anbau nicht im Boden an. Das ist der Ergebnis eines von der bayerischen Landesregierung gefördertes Projekts zur Sicherheitsforschung. Auf den Versuchsfeldern wurde über neun Jahre Bt-Mais angebaut, so dass es den Wissenschaftlern möglich war, auch Langzeitauswirkungen unter praxisnahen Bedingungen zu untersuchen. Heute will man in Bayern von solchen Freilandversuchen nichts mehr wissen.
Der bayerische Umweltminister Markus Söder profiliert sich heute damit, dass er Bayern „gentechnikanbaufrei“ gemacht hat. Bis vor kurzem förderte sein Ministerium eine ambitionierte Sicherheits- und Begleitforschung zu gentechnisch verändertem Bt-Mais.
Foto: Verleihung der Urkunde „gentechnikanbaufreie Gemeinde“ an den Bürgermeister der Gemeinde Grasbrunn, Klaus Korneder. (Lebensministerium Bayern)
Über neun Jahre wurden vier Versuchsfelder in Bayern mit gentechnisch verändertem Bt-Mais (MON810) bepflanzt. So gute Bedingungen, um auch langfristige Folgen untersuchen zu können, gibt es selten. Während Projekte der Begleit- und Sicherheitsforschung zu gv-Pflanzen in der Regel drei Jahre dauern, konnten auf den bayerischen Versuchsfeldern mögliche Effekte auch dann erfasst werden, wenn sie sich allmählich aufaddieren und erst nach einen längeren Zeitraum erkennbar werden.
Eine in den Diskussionen um „Gen-Mais“ oft geäußerte Befürchtung ist, dass sich das Bt-Protein - der in den Pflanzen zur Abwehr von Schädlingen gebildete Wirkstoff - im Boden anreichern könnte, wenn Bt-Mais Jahr für Jahr ohne Fruchtwechsel angebaut würde. Das Bt-Protein könnte sowohl über Pflanzenreste nach der Ernte in den Boden gelangen als auch über die Gülle, mit denen die Felder gedüngt werden, wenn die Tiere zuvor mit Bt-Mais gefüttert wurden.
Wissenschaftlern von der bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) und der Technischen Universität München (TUM) sind diesen Fragen nachgegangen. Wenn sich das Bt-Protein aus dem MON810-Mais im Boden tatsächlich anreichert, so die Überlegung, dann müsste sich das nach neun Jahren Anbau bemerkbar machen. Das war jedoch nicht der Fall. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass über Erntereste eingebrachtes Bt-Protein im Boden schnell abgebaut wird. Wir konnten keine Anreicherung des Proteins auf den Langzeitversuchsflächen feststellen. Im Frühjahr vor der nächsten Maisaussaat war das Bt-Protein auf keiner der Flächen mehr nachweisbar“, so Helga Gruber von der LfL.
Im Rahmen des Projekts wurden die Nachweismethoden für Bt-Protein weiterentwickelt und verbessert. Damit konnte das „Schicksal“ des Bt-Proteins entlang des landwirtschaftlichen Kreislaufs verfolgt werden - von der Verfütterung der Maispflanzen über die Rinder bis hin zur Gülle, die erneut auf die Felder ausgebracht wird.
Schon bei der Verarbeitung der Maispflanzen zu Futtermitteln wird mehr als 95 Prozent des Bt-Proteins zerstört. Auch während der Verdauung bleibt es im Pflanzenmaterial und gelangt nicht in die inneren Organe. Weder im Blut der damit gefütterten Rinder, noch in Milch, Harn oder Kot war Bt-Protein nachweisbar. Kleinere Mengen aus nicht vollständig verdautem Pflanzenmaterial fanden sich jedoch in der Gülle. Nach dem Ausbringen auf die Felder wird dieses Bt-Protein im biologisch aktiven Boden rasch abgebaut und ist dort nicht mehr nachweisbar.
Die Langzeit-Untersuchung zum Verbleib des Bt-Proteins wurde von der Bayerischen Landesregierung gefördert. Doch inzwischen sind Freisetzungsversuche mit gentechnisch veränderten Pflanzen in Bayern untersagt. Auch Projekte zur Sicherheitsforschung, die in den vergangenen Jahren auf den Flächen der landwirtschaftlichen Versuchsanstalten durchgeführt wurden, duldet die Landesregierung nicht mehr. Seit 2009 will sie den Anbau von gv-Pflanzen in Bayern verbieten, Versuche nur noch im Gewächshaus tolerieren.
Praxisnahe Forschungsprojekte wie das über den Abbau des Bt-Proteins im landwirtschaftlichen Kreislauf sind damit nicht mehr möglich.