USA: Konflikte um Zulassung von gentechnisch veränderten Lachsen
(21.09.2010) Die mögliche Zulassung gentechnisch veränderter Lachse hat in den USA zu heftigen Auseinandersetzungen geführt. Ein von der Lebensmittelbehörde FDA anberaumtes Hearing fand ein breites Medienecho. Es endete mit der Empfehlung der Fachexperten, zunächst weitere Untersuchungen durchzuführen. Die Lachse wären die ersten gentechnisch veränderten Tiere, die für den menschlichen Verzehr freigegeben sind.
Proteste vor dem Weißen Haus gegen die Zulassung von gv-Lachsen
Schneller groß: Gentechnisch veränderter Lachs (hinten) und normaler Atlantik-Lachs (vorn) im gleichen Lebensalter.
Fotos: Aquabounty, Center for Food Safety
Die gv-Lachse (Markenname AquAdvantage) seien genau so sicher wie andere Lachse, so das Ergebnis der kürzlich abgeschlossenen Sicherheitsbewertung der FDA (Food and Drug Administration). Die daraus hergestellten Lebensmittel unterschieden sich in ihrer stofflichen Zusammensetzung nicht von konventionellen Lachsprodukten. Auch eine mögliche Gefährdung wildlebender Lachse sei zu vernachlässigen, da die gv-Lachse ausschließlich in Fischzuchtanlagen weit von den Küsten entfernt gehalten würden. Selbst wenn gv-Lachse in freie Gewässer entkämen, seien sie dort nicht fortpflanzungsfähig, da nur sterile weibliche Fische verwendet würden.
Um auch die Meinung externer Fachleute zu den Ergebnissen ihrer Sicherheitsbewertung zu hören, setzte die FDA ein öffentliches Hearing mit dem zuständigen wissenschaftlichen Beratungskomitee der Behörde an, das am 19. und 21. September in Washington stattfand.
Um auch die Meinung externer Fachleute zu den Ergebnissen ihrer Sicherheitsbewertung zu hören, setzte die FDA ein öffentliches Hearing mit dem zuständigen wissenschaftlichen Beratungskomitee der Behörde an, das am 19. und 21. September in Washington stattfand.
Am Ende der zweitägigen Erörterung sagte der Vorsitzende des Komitees, die Mehrheit der Experten gehe zwar davon aus, dass die gv-Lachse sicher seien. Dennoch gebe es Bedenken, da bei einigen Studien die Datenbasis zu gering gewesen sei. Weitere Untersuchungen seien erforderlich. Besonders die Vertreter der Verbraucherorganisationen hatten darauf hingewiesen, dass die gv-Lachse nicht ausreichend auf mögliche Allergierisiken geprüft worden seien.
Zwar hat das Votum des Komitees nur empfehlenden Charakter, dennoch ist nach Einschätzung der meisten Beobachter nun nicht mehr mit einer raschen Zulassung durch die FDA zu rechnen.
Ein weiterer Streitpunkt ist die Kennzeichnung der Lachsprodukte, sollten gv-Lachse eine Marktzulassung erhalten. Auch dazu hat die FDA zu einer weiteren öffentlichen Anhörung eingeladen. In einer Stellungnahme führt die FDA aus, dass ein verfahrensbezogener Hinweis auf die Gentechnik mit den geltenden US-amerikanischen Rechtsvorschriften grundsätzlich nicht zu vereinbaren sei.
Anders als in Europa orientiert sich die Kennzeichnung in den USA strikt an der materiellen Zusammensetzung eines Lebensmittels, unabhängig vom Verfahren, das dabei angewandt wurde. Bisher haben gentechnische Veränderungen bei Pflanzen in den meisten Fällen die daraus hergestellten Lebensmittel in ihrer materiellen Zusammensetzung nicht geändert. Eine besondere Kennzeichnung ist daher in den USA nicht vorgeschrieben. Das gelte auch für den AquAdvaAntage-Lachs, so die FDA.
AquaBounty, das Unternehmen, das den gv-Lachs auf den Markt bringen will, lehnt eine freiwillige Kennzeichnung der daraus erzeugten Produkte ab. „Ein solches Label ist eine Irreführung der Verbraucher“, so AquaBounty-Präsident Ron Stotish, „da es Unterschiede suggeriert, die tatsächlich nicht bestehen.“
Bereits 1995 hatte AquaBounty die Zulassung eingereicht. Durch zwei neu eingeführte Gene aus anderen Fischarten wird in den Lachsen das Wachstumshormon nicht nur bei wärmeren Wassertemperaturen, sondern ganzjährig produziert. Die Folge: Sie wachsen doppelt so schnell wie herkömmliche Artgenossen und können deswegen auch früher verwertet werden.
Erst als vor zwei Jahren in den USA Rechtsvorschriften für Lebensmittel aus gv-Tieren in Kraft traten, nahm die FDA das Zulassungsverfahren wieder auf.