Staatliches Versuchsgelände für Gentechnik-Pflanzen: Zweite Feldsaison abgeschlossen

(14.08.2015) In der Schweiz sind zwei Freilandversuche mit gentechnisch veränderten Kartoffel- und Weizenpflanzen planmäßig beendet worden. Sie fanden auf einem abgeschlossenen und vor Zerstörung geschützten Gelände in Reckenholz bei Zürich statt. Diese Protected Site wird nach einem Beschluss des Schweizer Parlaments von der Forschungsanstalt Agroscope betrieben, um „Nutzen und mögliche Risiken von gv-Pflanzen zu untersuchen.“ In Deutschland gibt es seit 2013 keine Freisetzungen mehr.

Protected Site von oben 5.6.2014

Die Protected Site in Reckenholz. Das geschützte und gesicherte Gelände wurde vom Schweizer Parlament beschlossen. Es dient dazu, in „Feldversuchen Nutzen und mögliche Risiken gentechnisch veränderter Pflanzen zu untersuchen.“

Foto: Susanne Brunner, Agroscope

Freilandversuch Wageningen

Feldversuche mit gv-Kartoffeln: Um eine möglichst dauerhafte Resistenz gegen die Kraut- und Knollenfäule zu erzielen, sind zwei Resistenzgene aus Wildkartoffeln übertragen worden. Projektleiter Anton Haverkort von der Universität Wageningen (NL).

Weizen

Feldversuche mit gv-Weizen: Mehltau ist eine von Pilzen ausgelöste Krankheit, die verschiedene Pflanzenarten befallen kann. Bei Weizen führt sie vor allem zu einer geringeren Korngröße und damit zu Ertragsverlusten. Bei konventionellen Sorten werden die eingezüchteten Resistenzen von dem Erreger nach einiger Zeit überwunden.

Foto: Konsortium-Weizen.ch

Bei beiden in diesem Jahr auf der Protected Site getesteten gentechnisch veränderten Pflanzen geht es um neue Konzepte für Resistenzen gegen häufig auftretende Pilzkrankheiten, die große Ernteverluste verursachen und in der Regel mit chemischen Pflanzenschutzmitteln bekämpft werden. Bei Weizen ist es der Mehltau, bei den Kartoffen die Kraut- und Knollenfäule (__).

Die Grundidee bei beiden Forschungsprojekten ist, geeignete Resistenzgene in verwandten Wildarten oder in Landrassen zu finden und anschließend auf Kulturarten zu übertragen. Sowohl bei den Kartoffel- wie bei den Weizenlinien sind jeweils zwei Resistenzgene in unterschiedlichen Varianten und Kombinationen eingeführt worden. Durch diesen Pyramideneffekt, bei dem sich die Resistenzgene unterstützen und verstärken, erhoffen sich die Wissenschaftler einen dauerhaften Schutz gegen die Krankheitserreger.

Für die an der ETH Zürich entwickelten Weizenlinien war 2015 bereits das zweite Versuchsjahr auf der Protected Site. Einige der Linien waren zudem 2008 bis 2010 im Rahmen des Schweizer Programms zur Sicherheitsforschung (NFP59) im Freiland getestet worden.

In der gerade abgeschlossenen Feldsaison herrschten für Mehltau optimale Bedingungen. Bei starkem Befall erwies sich vor allem eine Kombination zweier Resistenzgene als besonders wirksam gegen die Krankheit. Die in dem Versuch gewonnenen Erkenntnisse sollen in die praktische Resistenzzüchtung einfließen. Eine unmittelbare kommerzielle Vermarktung der getesteten Weizenlinien ist nicht geplant.

Weniger erfolgreich war das Versuchsjahr für die an der Universität Wageningen (Niederlande) entwickelten Kartoffeln. Bei ihnen haben die Wissenschaftler mit gentechnischen Methoden verschiedene Resistenzgene aus südamerikanischen Wildkartoffeln in gängige Kulturkartoffelsorten übertragen.

Das Besondere an diesen gv-Kartoffeln ist, dass sie - anders als üblicherweise bei gentechnischen Veränderungen - ausschließlich Erbmaterial aus Kartoffeln enthalten. Die so veränderten Pflanzen werden als cisgen - im Unterschied zu transgen - bezeichnet. Dagegen enthalten die gv-Weizenlinien noch ein in anderen Pflanzenarten vorkommendes Markergen.

Anders als bei Mehltau war 2015 in der Schweiz bei der Kraut- und Knollenfäule ein schwaches Befallsjahr. Große Hitze und kaum Niederschläge verhinderten ein starkes Aufkommen der Krankheitserreger. Trotz zusätzlicher Bewässerung und eines künstlichen Ausbringens blieb der Befall zu schwach, um zuverlässige Daten über die Wirksamkeit der verschiedenen Resistenzgene zu erhalten. Der Versuch soll im nächsten Jahr mit weiteren cisgenen Kartoffellinien wiederholt werden.

Die Versuche auf der Protected Site sind für Weizen bis 2018, für Kartoffeln bis 2019 genehmigt.