USA: Doch noch Zulassung für gentechnisch veränderten Lachs?
(29.06.2010) Der Antrag wurde schon vor über zehn Jahren gestellt: Nun könnte ein schnell wachsender gentechnisch veränderter Lachs in den USA doch noch zugelassen werden. Es wäre das erste gentechnisch veränderte Tier, das als Lebensmittel verzehrt wird. Doch die US-amerikanische Lebensmittelbehörde FDA zögert.
„Wir rechnen mit der endgültigen Zulassung der Lachse in einigen Monaten“, so ein Sprecher von Aquabounty Technologies in der New York Times. Das Unternehmen hatte die schnell wachsenden Lachse entwickelt, die bereits nach 16 bis 18 Monaten und nicht wie bisher nach drei Jahren ihr Schlachtgewicht erreichen.
Wachstum über das ganze Jahr: Gentechnisch veränderter Lachs (hinten) und normaler Atlantik-Lachs (vorn) mit gleichem Lebensalter.
Lachseier: Sollte gv-Lachs in den USA zugelassen werden, können die Züchter entsprechende Eier kaufen. Gv-Lachse sollen ausschließlich in geschlossenen Tanks gehalten werden.
Fotos: Aquabounty
Die gv-Lachse mit dem Markennamen AquAdvantage verfügen über zwei neu eingeführte Gene: Eines für ein Wachstumshormon aus einer anderen Lachsart (chinook salmon) und ein weiteres aus einer an kalte Meeresregionen angepassten Fischart (ocean prout). Dieses führt dazu, dass in den gv-Lachsen das ganze Jahr und damit auch bei kühlen Wassertemperaturen Wachstumshormon produziert wird.
Die Überprüfung des Zulassungsantrags durch die amerikanischen Behörden zieht sich inzwischen seit Jahren hin. Bedenken gab es, weil gv-Lachse aus den Zuchtanstalten entweichen und die natürlichen Lachsbestände verdrängen könnten.
Zudem war lange Zeit unklar, wie die Sicherheit von gv-Tieren, die für den menschlichen Verzehr bestimmt sind, überprüft werden kann. Inzwischen sind in den USA entsprechende Richtlinien in Kraft.
Der FDA lägen alle Unterlagen vor, die für eine umfassende Prüfung möglicher gesundheitlicher und ökologischer Risiken notwendig seien, so der Sprecher von Aquabounty. Die Behörde habe zudem bestätigt, dass fünf von sieben Punkten der Sicherheitsbewertung abgeschlossen seien. So sei geklärt worden, dass die gentechnischen Veränderungen der Lachse über mehrere Generationen stabil seien und keine Auswirkungen auf die Tiergesundheit haben.
Nach Aussagen von Aquabounty sollen die gv-Lachse ausschließlich in abgeschlossenen Tanks gehalten werden. Außerdem seien alle Tiere weiblich und steril, so dass eine Fortpflanzung ausgeschlossen sei.
Es wird erwartet, dass die FDA im Herbst eine öffentliche Anhörung zu den AquAdvantage-Lachsen durchführt. Dann werden auch die Unterlagen der Sicherheitsbewertung zugänglich.
Gentechnik-kritische Umwelt- und Verbrauchergruppen erwarten einen „Sturm der Entrüstung“, sollten die Lachse zugelassen werden. Umfragen deuten darauf hin, dass die Verbraucher in den USA Lebensmitteln aus gv-Tieren wesentlich skeptischer gegenüber stehen als solchen aus gv-Pflanzen. Wie die New York Times berichtet, soll innerhalb der FDA diskutiert werden, eine Kennzeichnung für Produkte aus gv-Lachs vorzuschreiben, um den Verbrauchern eine Wahlmöglichkeit einzuräumen. Allerdings gibt es derzeit in den USA keine Rechtsgrundlage für eine Kennzeichnung.
Aquabounty sei nicht gegen eine Kennzeichnung, so der Unternehmenssprecher. Allerdings sei eine freiwillige Regelung schwer durchsetzbar, da Aqubaounty die gv-Lachse in Form von Eiern vermarkten will. Erzeuger der möglicherweise zu kennzeichnenden Produkte sind die Lachszüchter.