Politischer Streit um „Gen-Mais“-Spuren - Neue Untersuchungen: Saatgut ohne Befund
(11.06.2010) Die Bundesländer können sich nicht auf eine einheitliche Linie verständigen, ob Felder untergepflügt werden müssen, auf denen vermutlich mit „Genmais verunreinigtes“ Saatgut ausgebracht wurde. Unterdessen hat das Unternehmen Pioneer neue Untersuchungsergebnisse vorgelegt. Danach waren in den betroffenen Saatgut-Partien keine Spuren von gentechnisch verändertem Mais nachweisbar.
Bei einer aktuellen Stunde im Deutschen Bundestag unterstützte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundeslandwirtschaftsministerium Gerd Müller (CSU) die Ankündigung Bayerns, die betroffenen Felder unterzupflügen. „Bei Saatgut gilt in diesem Land eine Verunreinigungsschwelle von 0,0 Prozent. Das Saatgut darf nicht aufgehen.“
Andere Länder wie Brandenburg oder Niedersachsen haben bisher keine Maßnahmen angeordnet, den Mais zu vernichten, sie wollen zunächst weitere Untersuchungen abwarten und dann im Einzelfall entscheiden. Baden-Württemberg empfahl den Landwirten, die Krume zu brechen und anschließend neu auszusäen. Das unter „GVO-Verdacht“ stehende Saatgut wurde in sieben Bundesländern auf einer Fläche von etwa dreitausend Hektar ausgebracht.
Bei dem betroffenen Mais handelt es sich um Mais, der ausschließlich für Biogasanlagen gedacht ist und weder als Futter- noch als Lebensmittel verwendet wird.
Die niedersächsische Landwirtschaftsministerin Astrid Grotelüschen (CDU) verteidigte ihre Behörden gegen den Vorwurf, zu spät reagiert zu haben, nachdem in Saatgutproben des Unternehmens Pioneer (Buxtehude) Spuren des gv-Maises NK603 nachgewiesen worden waren. Nach Grotelüschen lagen die Befunde zwischen „0,03 und weniger als 0,1 Prozent“ und damit an der technischen Nachweisgrenze. In diesem Bereich sind GVO-Messergebnisse wenig zuverlässig. Grotelüschen wies vor dem Niedersächsischen Landtag darauf hin, dass „Österreich gentechnische Veränderungen bis 0,1 Prozent als nicht vermeidbare Beimengung toleriert“.
Gestern veröffentlichte Pioneer (Buxtehude) neue Untersuchungsergebnisse. Es hatte Proben des betroffenen Saatguts von zwei renommierten unabhängigen Analytik-Unternehmen untersuchen lassen. Der Prüfbericht von Eurofins kommt zu dem Ergebnis, dass keine gentechnischen Veränderungen nachweisbar waren. Nach Angaben des Unternehmens hatten sich zuvor auch bei der eigenen Qualitätskontrolle des Saatguts keine Hinweise auf GVO-Spuren ergeben.