Streit um Gentechnik-Zuckerrüben: US-Gericht erlaubt Anbau und Ernte

(17.03.2010) Farmer in den USA können in diesem Jahr gentechnisch veränderte Zuckerrüben wie geplant anbauen und den Zucker verwerten. Eine Klage mehrerer Umweltverbände, den Anbau wegen nicht ausreichend geklärter Auskreuzungsrisiken sofort zu verbieten, wurde von einem US-Gericht zurückgewiesen.

Ein sofortiges Anbauverbot für die in den USA seit 2007 genutzten gv-Zuckerrüben sei wirtschaftlich unverhältnismäßig, sagte Jeffrey White, Richter an einem kalifornischen Gericht. Außerdem hätten die Verbände ihre Klage zu spät eingereicht, um noch für die aktuelle Anbausaison angemessene Maßnahmen treffen zu können. Inzwischen sind die Zuckerrüben ausgesät und es sei nicht angemessen, sie „aus dem Boden zu reißen oder ihre Ernte vom Markt fern zu halten.“

Zuckerrübe
Zuckerrüben

Anbauversuche im Schaugarten Üplingen: Herbizidresistente Zuckerrüben (links), konventionelle Zuckerrüben ohne Unkrautbekämpfung (rechts)

In den USA sind nahezu alle Zuckerrüben gentechnisch verändert. 2009 wurden sie auf einer Fläche von 475.000 Hektar angebaut und lieferten etwa die Hälfte des amerikanischen Zuckerverbrauchs. Ein sofortiges Anbauverbot würde sich negativ auf die Zuckerversorgung in den USA und die Preise auswirken, so White in seiner Entscheidung.

Noch im September war Richter White den Klagen der Umwelt- und Ökoanbauverbände weitgehend gefolgt.

In einem ersten Urteil forderte er die US-amerikanische Landwirtschaftsbehörde USDA auf, für die gv-Zuckerrüben eine eingehende Umweltverträglichkeitsprüfung durchführen zu lassen. Die klagenden Verbände befürchten Auskreuzung auf konventionelle Rüben oder verwandte Pflanzenarten wie Mangold.

Konkrete Maßnahmen für die Anbausaison 2010 ordnete White jedoch nicht an. Das Gericht wird nun eine Reihe von Anhörungen durchführen, die erste im Juli 2010.

Inzwischen klagen die Verbände auch gegen die USDA mit dem Ziel, die 2005 erteilte Zulassung zurückzunehmen.

„Nun ist endlich geklärt, dass die Landwirte RoundupReady-Zuckerrüben auch 2010 anbauen können“, sagte ein Sprecher von Monsanto. Das Unternehmen hat die gentechnisch veränderte Zuckerrübe zusammen mit dem deutschen Pflanzenzüchter KWS Saat entwickelt. Ihre Resistenz gegen den Herbizidwirkstoff Glyphosat (Roundup) soll eine effektive Unkrautbekämpfung ermöglichen, die gegenüber der konventionellen Praxis erheblich umweltfreundlicher ist.

Auskreuzungen spielen bei Zuckerrüben kaum eine Rolle, da sie nur alle zwei Jahre blühen, die Rüben aber schon nach dem ersten Jahr geerntet werden. Nur bei vorzeitigem Blühen (Schosser) oder bei Unkrautrüben wird Pollen gebildet. Auskreuzungen sind grundsätzlich auf Wildrüben und ausgewilderte Kulturrüben möglich. In Europa ist das Vorkommen von Wildrüben auf einzelne Regionen begrenzt.

Ein Anbau der gv-Zuckerrüben in EU ist derzeit nicht erlaubt. Die Einfuhr von Futter- und Lebensmittel, die - ganz oder zu einem gewissen Anteil - daraus erzeugt wurden, ist jedoch zulässig.