Gentechnik-Baumwolle in großem Stil als „öko“ deklariert
(22. 01.2010) Textilien großer Handelsketten sind offenbar in großem Stil als Bioprodukte deklariert worden, obwohl sie aus gentechnisch veränderter Baumwolle hergestellt wurden. Nach einem Bericht der Financial Times Deutschland sind diese Vorgänge in der Branche seit mehr als einem Jahr bekannt.
Im April 2009 hatte die indische Agrarbehörde Strafen gegenüber einigen Unternehmen ausgesprochen, weil vor allem in zwei indischen Provinzen gentechnisch veränderte Baumwolle als Bioprodukte vermarktet worden war. Zertifizierungsunternehmen aus Frankreich und den Niederlanden hatte der Baumwolle trotz der Verwendung gentechnisch veränderter Sorten bescheinigt, es handele sich um Bioware.
Verschiedene europäische Handelsketten haben die aus dieser Baumwolle hergestellten Textilien als „100 Prozent Bio“ ausgezeichnet. In Deutschland sind etwa H&M, C&A sowie Tchibo betroffen.
Mit Biobaumwolle können die Bauern in Indien erheblich höhere Preise erlösen als mit konventioneller Ware. Die Nachfrage nach Ökotextilien hat sich den den letzten Jahren vervierfacht. Viele Modehäuser und Handelsketten bieten inzwischen Biotextilien an. Der weitaus größte Teil der weltweit verwendeten Biobaumwolle stammt von indischen Erzeugern. Die Anbauflächen für Biobaumwolle in Indien betragen jedoch weniger als ein Prozent der dortigen Baumwoll-Anbauflächen.
Stark angestiegen ist dagegen der Anbau von gentechnisch veränderter Baumwolle in Indien. 2009 sind deren Flächen auf etwa sieben Millionen Hektar angestiegen, drei Viertel der indischen Baumwoll-Erzeugung. Gv-Baumwolle bildet Wirkstoffe (Bt-Protein) gegen Schädlinge, so dass die Landwirte zu einem großen Teil auf den Einsatz chemischer Schädlingsbekämpfungsmittel verzichten können.