Der Maiszünsler: Ein Schädling, der kaum zu fassen ist
Auch in Deutschland ist der Maiszünsler in fast allen Maisanbauregionen anzutreffen. Solange der Befall schwach bleibt, nehmen viele Landwirte den Schädling hin. Erst wenn er stärker wird und die Schäden zunehmen, sind wirksame Bekämpfungskonzepte gefragt. Doch da der Zünsler den überwiegenden Teil seines Lebens innerhalb der Pflanze verbringt, ist er nur schwer zu fassen.
Den Landwirten in den Befallsregionen stehen verschiedene Konzepte gegen den Maiszünsler zur Verfügung. Welches wirksam und zugleich wirtschaftlich angemessen ist, hängt vor allem von der Stärke des Zünslerbefalls ab. Doch die kann von Jahr zu Jahr erheblich schwanken. Die amtlichen Pflanzenschutzdienste versuchen, anhand verschiedener Indikatoren vorherzusagen, ob ein starkes oder schwaches Zünslerjahr bevorsteht.
Bekämpfungsmaßnahmen gegen den Zünsler sind jedoch nur dann wirksam, wenn alle betroffenen Landwirte einer Region sich daran beteiligen.
Schlupfwespe Trichogramma: Sie legt ihre Eier in den Eigelegen der Zünsler ab.
Trichokarten: Kleine Kärtchen mit Trichogramma-Eiern müssen von Hand in den Maisbeständen angebracht werden. Entscheidend für den Erfolg ist der richtige Zeitpunkt.
Einsatz von Drohnen: Kugeln mit Trichogramma-Eiern werden mit Drohnen über den Maisbeständen verstreut. Die Methode ist zeitsparend und wird heute immer häufiger eingesetzt.
Foto: ZG Raiffeisen-Gruppe
Knappes Zeitfenster. Nur wenn die Zünsler-Weibchen fliegen, können sie mit Pflanzenschutzmitteln bekämpft werden. Dann ist der Mais aber bereits hoch - ohne Spezialmaschinen geht es nicht mehr.
Strategie eins: Nichts tun. Bei schwachem Zünslerbefall nehmen die Landwirte einzelne abgeknickte Pflanzen hin. Erst wenn die dadurch bedingten Ernteverluste ein bestimmtes Maß überschreiten, ist es wirtschaftlich sinnvoll, den Zünsler mit geeigneten Maßnahmen zu bekämpfen.
Strategie zwei: Ackerbauliche Maßnahmen. Die Zünslerlarven überwintern in den Maisstoppeln oder im Wurzelbereich. Je kürzer die Stoppeln bei oder nach der Ernte über dem Boden abgeschnitten werden, um so weniger Zünslerlarven können überwintern. Durch Häkseln der Stoppeln und tiefes Pflügen kann das Auftreten im Folgejahr drastisch verringert werden.
Allerdings lassen örtliche Bodenverhältnisse oder die Witterung eine wirksame Bodenbearbeitung nicht immer zu. Außerdem besteht ein Zielkonflikt zwischen Erosions- und Bodenschutz einerseits und der Zünslerbekämpfung andererseits: Bodenschonende Bearbeitungsverfahren fördern das Überwintern des Zünslers.
Strategie drei: Chemische und biologische Pflanzenschutzmittel. In Deutschland sind nur wenige chemische Pflanzenschutzmittel zur Maiszünslerkontrolle zugelassen. Ihre Anwendung ist teuer, kompliziert und oft wenig wirksam.
Für ein wirksames Ausbringen der Pflanzenschutzmittel steht nur das schmale Zeitfenster zwischen dem Beginn des Falterflugs im Juni/Juli und der Eiablage zur Verfügung. In der Regel haben die Maispflanzen dann bereits eine stattliche Größe erreicht, und das Feld kann nur mit speziellen Spritzmaschinen befahren werden. Zudem kann es in einem Sommer mehrere Flugperioden geben, für die jeweils ein Spritzgang erforderlich ist.
Chemische Pflanzenschutzmittel wirken nicht nur auf den jeweiligen Zielorganismus, sondern können auch Nützlinge treffen und sie dezimieren.
Ähnliche Schwierigkeiten bereitet das Ausbringen von biologischen Pflanzenschutzmitteln, wie die aus dem Bodenbakterium Bacillus thuringiensis (Bt) gewonnenen Präparate. Diese können nur etwas bewirken, wenn sie die Zünsler außerhalb des Stängels erreichen.
Strategie vier: Biologische Verfahren. Mit Hilfe der Schlupfwespenart Trichogramma brassicae kann der Maiszünsler auf biologische Weise bekämpft werden. Schlupfwespen sind die natürlichen Gegenspieler vieler schädlicher Schmetterlingsarten: Sie parasitieren deren Eier und verhindern so die Entwicklung der Larven.
Entscheidend für den Erfolg ist der richtige Zeitpunkt, zu dem die Schlupfwespeneier ausgebracht werden: Wenn daraus nach zwei bis drei Tagen die Wespen schlüpfen, müssen die Zünslereier auf den Maisblättern abgelegt sein. Ist der Zeitpunkt für das Ausbringen der Trichogramma-Eier korrekt gewählt, kann die Zünslerpopulation um 70 bis 80 Prozent reduziert werden. Die biologische Bekämpfung überwiegt derzeit in Deutschland.
Die Trichogramma-Eier können per Hand im Feld ausgebracht werden, indem mit Eiern bestückte Kartonkarten im Abstand von 10 x 10 Metern in die Pflanzen gehängt werden. Seit einigen Jahren werden zunehmend GPS-gesteuerte Drohnen (Multikopter) eingesetzt. Mit ihnen werden biologisch abbaubare Kugeln, die jeweils mindestens 1000 Trichogramma-Eier enthalten, über den Maisbeständen abgeworfen. Die maschinelle Ausbringung mit dem Multikopter spart viel Zeit, es werden nur drei bis fünf Minuten pro Hektar benötigt, mit Hand dauert es 20 Minuten.
Strategie fünf: Gentechnisch veränderter Bt-Mais. Bei gentechnisch verändertem Bt-Mais wird das aus dem biologischen Pflanzenschutz bekannte Bt-Protein in den Maispflanzen selbst gebildet. Hierzu wurden mit Hilfe gentechnischer Verfahren die aus dem Bakterium B. thuringiensis isolierten Bt-Protein-Gene auf Mais übertragen.
Anders als viele chemische Insektizide ist Bt-Mais für den Menschen harmlos. Bt-Mais erreicht einen Wirkungsgrad von 99,9 Prozent.
In Europa ist der Anbau von Bt-Mais MON810 zugelassen, in Deutschland allerdings seit 2009 verboten. Bt-Mais wird in der EU nur noch in Spanien und Portugal angebaut.