Grüne Gentechnik in Bangladesch: Erst Auberginen, bald auch Kartoffeln
(13.01.2017) In Bangladesch wurde im Dezember die Zulassung für eine gentechnisch veränderte Kartoffel beantragt. Dank eines Gens aus einer mexikanischen Wildkartoffel, ist sie resistent gegen die Kraut- und Knollenfäule. Nach Erfolg versprechenden Freilandversuchen soll sie nun bald kommerziell angebaut werden. Es wäre nach Bt-Auberginen die zweite gv-Pflanze, die in Bangladesch für den Anbau zugelassen wird.
Bt-Auberginen sind in Bangladesch schon seit 2013 für den Anbau zugelassen, in den ersten zwei Jahren wurde das Saatgut aber nur an eine begrenzte Anzahl von Landwirten abgegeben.
Foto: Arif Hossain, Bangladesh Alliance for Science, Cornell University
Großes Foto oben: © zakir hossain chowdhury zakir / Alamy Stock Photo
Bangladesch ist ein wichtiges Kartoffelanbauland, das weltweit an siebter Stelle steht. Auf knapp 500 Tausend Hektar werden neun Millionen Tonnen Kartoffeln erzeugt. Zum Vergleich: Im etwa doppelt so großen Deutschland beträgt die Anbaufläche nur etwa 250 Tausend Hektar mit 11,5 Millionen Tonnen geernteten Kartoffeln.
Auch in Bangladesch ist die Kraut- und Knollenfäule ein großes Problem, die Landwirte müssen etwa 30 Prozent Ertragsverluste hinnehmen und sprühen bis zu zehnmal pro Anbausaison Fungizide.
Seit 2006 arbeiten Wissenschaftler des Bangladesh Agricultural Research Institute (BARI) an einer Kartoffel, die dieser verheerenden Krankheit etwas entgegensetzen kann. In Kooperation mit dem Agricultural Biotechnology Support Project II wurde eine in den USA entwickelte gentechnisch veränderte Kartoffel (Katahdin SP951) in die lokalen Sorten Diamond und Cardinal eingekreuzt. Die Resistenz beruht auf einem Gen, das aus der mexikanischen Wildkartoffel Solanum bulbocastanum stammt. Freilandversuche an sechs verschiedenen Standorten verliefen 2016 erfolgreich, so dass die Zulassung für eine der Kartoffeln (Diamond, BARI Potato-8) nun vom BARI beim Nationalen Komitee für Biosicherheit (National Committee on Biosafety, NCB) beantragt wurde. Kartoffeln, die mit drei Resistenzgenen ausgestattet wurden, sollen bald folgen. Auch in Indonesien, Indien und Uganda wird an solchen Kartoffeln gearbeitet.
Die gv-Kartoffel wäre nun die zweite gv-Pflanze, die in Bangladesch zugelassen würde. Anders als im Nachbarland Indien wurde in Bangladesch bereits 2013 grünes Licht gegeben für eine gentechnisch veränderte Bt-Aubergine, die resistent ist gegenüber dem Auberginenfruchtbohrer. 2014 und 2015 erfolgte zunächst ein kontrollierter Anbau, Saatgut wurde nur an eine begrenzte Anzahl von Landwirten abgegeben. 2016 wurden Bt-Auberginen dann schon von mehreren Tausend Landwirten angepflanzt. Bislang sind vier lokal angepasste Bt-Auberginensorten zugelassen, drei weitere sollen bald folgen.
Das bevölkerungsreiche Bangladesch mit einer Fläche nur halb so groß wie Deutschland, ist eines der Länder auf der Erde, die in besonderem Maße mit den Folgen des Klimawandels zu kämpfen haben werden. Denn es besteht zum größten Teil aus Tiefland, den Mündungsgebieten von drei großen Flüssen, und ist schon jetzt von Überschwemmungen betroffen. In der Pflanzenforschung ist deshalb ein Schwerpunkt, Pflanzen - vor allem Reis - an Wetterextreme anzupassen, damit sie Salz, Hitze, Trockenheit und Überflutungen besser vertragen. Darüber hinaus gibt es Forschung zu virusresistenten Tomaten und Mungbohnen sowie pilzresistenten Erdnüssen, Linsen und Kichererbsen.
Gemeinsam mit dem International Rice Research Institute (IRRI) laufen in Bangladesch zurzeit Freilandversuche mit Goldenem Reis (Golden Rice), der mit Provitamin A angereichert wurde. Nach erfolgreichen Tests 2016 auf eingegrenzten Flächen, wurden nun Freilandversuche an vielen verschiedenen Standorten beantragt. Ebenfalls im Freiland getestet wird Bt-Baumwolle (Bollgard II).