Gentechnik-Spuren in fast jedem dritten Soja-Lebensmittel
(20.04.2016) Baden-Württemberg hat als erstes Bundesland die Ergebnisse der amtlichen Lebensmittelüberwachung 2015 veröffentlicht. Mit zwölf Prozent lag der Anteil der Lebensmittelproben, in denen Spuren gentechnisch veränderter Pflanzen nachgewiesen werden konnten, im Bereich des Vorjahres (11,5 Prozent). 30 Prozent der Soja-Proben enthielten gentechnisch veränderte Soja, meist in sehr geringen Spuren unter 0,1 Prozent. In einem Fall wurde gegen die Kennzeichnungsvorschriften verstoßen. Bestandteile nicht zugelassener gv-Pflanzen wurden nicht gefunden.
Sojaprodukte bio und konventionell im Vergleich. Auch jedes vierte Bio-Sojaprodukt in Baden-Württemberg enthält Spuren von gv-Soja, in den letzten zehn Jahren aber nie über 0,1 Prozent.
Anteil GVO-positiver Proben bei Soja und Mais in Baden-Württemberg 2000 bis 2015
Foto oben: Igor Dutina iStockphoto
Jedes Jahr werden im Rahmen der amtlichen Lebensmittelüberwachung zahlreiche Produkte auf Spuren gentechnisch veränderter Organismen (GVO) getestet. Werden dabei Bestandteile von nicht zugelassenen gv-Pflanzen gefunden, dann müssen die jeweiligen Produkte vom Markt genommen werden. Spuren zugelassener gv-Pflanzen sind erlaubt, liegen sie aber oberhalb von 0,9 Prozent, bezogen auf die jeweilige Zutat, muss das Produkt gekennzeichnet werden.
Das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA) Freiburg hat jetzt als bundesweit erste Überwachungsbehörde die Untersuchungsergebnisse für 2015 veröffentlicht. Insgesamt 635 Lebensmittelproben wurden auf Bestandteile aus gentechnisch veränderten Pflanzen untersucht. Davon waren 76 GVO-positiv.
Dreißig Prozent der Sojaerzeugnisse (64 von 211) enthielten Spuren zugelassener gv-Sojapflanzen, die allermeisten in einem Bereich deutlich unter 0,1 Prozent. Nur bei fünf Proben wurden Anteile von gv-Soja über 0,1 Prozent gefunden. Bei einer Probe Sojalecithin eines Schokoladenherstellers wurde der Schwellenwert von 0,9 Prozent überschritten, ohne das das Produkt gekennzeichnet war.
Auffällig ist, dass insbesondere bei Sportlernahrung und Wellnessprodukten auf Sojabasis der Anteil GVO-positiver Proben sehr hoch war (23 von 47). Das CVUA testete unter anderem auch Sportlernahrung, die über das Internet angeboten wird. Gentechnische Veränderungen waren hier aber in nur sechs von 19 Proben nachweisbar. Da nur Online-Händler aus Baden-Württemberg geprüft wurden, erlaubt das Ergebnis allerdings keinen Rückschluss auf das gesamte Internetangebot.
Bei Bio-Sojaprodukten wurden wie in den Vorjahren auch bei etwa jeder vierten Probe (24 Prozent) Spuren von gv-Sojabohnen nachgewiesen - im Vergleich mit konventionellen Erzeugnissen (35 Prozent) ein deutlich geringerer Anteil. Bei Bio-Lebensmitteln auf Maisbasis wurden seit über zehn Jahren keine Gentechnik-Spuren mehr gefunden. Aber auch bei konventionellen Mais-Produkten sind Gentechnik-Funde inzwischen selten. Von 142 Maisprodukten enthielt nur eine Probe Popcornmais französischer Herkunft Spuren von zugelassenem gv-Mais.
In weiteren Produkten aus Raps, Leinsaat, Reis, Kartoffeln, Zuckerrüben und Papaya wurden keinerlei Spuren entsprechender gv-Pflanzen gefunden. In geringem Umfang wurde auch Lachs untersucht, nachdem 2015 in den USA gentechnisch veränderter Lachs zugelassen wurde.
Wie in den Vorjahren auch untersuchte das CVUA einige Produkte auf botanische Verunreinigungen, also Gentechnik-Spuren von anderen Pflanzenarten, die beim Anbau, bei der Ernte oder der Verarbeitung eingetragen werden können. So wurden in elf Proben von Weizen und Teigwaren geringfügige Bestandteile von zugelassenen gv-Sojabohnen gefunden. Hingegen wurde erstmals seit vier Jahren kein gv-Raps GT73 mehr in Senf-Erzeugnissen gefunden. Da dieser gv-Raps erst seit 2015 umfassend als Lebensmittel zugelassen ist, musste Senf mit einer solchen Verunreinigung in den Jahren davor vom Markt genommen werden.
Auch in Honig war GT73-Raps wiederholt nachgewiesen worden. 2015 blieben die Untersuchungen von 28 Honigen auf Spuren von gv-Raps und -Soja jedoch ohne Befund.