Neue Anträge für Freilandversuche 2016: EU 7, USA 250
(06.04.2016) In der EU wurden 2016 bis Ende März lediglich sieben neue Anträge auf Freisetzung gentechnisch veränderter Pflanzen gestellt, drei in Schweden und je zwei in Großbritannien und Spanien. Im gleichen Zeitraum gingen in den USA bereits etwa 250 Anträge ein. Die allermeisten nach wie vor für Mais und Soja. Dabei spielt die Anpassung der Pflanzen an klimatischen Stress eine immer größere Rolle. Aber auch eine ganze Reihe anderer gv- Kulturpflanzen soll in Feldversuchen getestet werden.
Anträge auf Freisetzung gentechisch veränderter Pflanzen in der EU 2008 bis 2016 (Stand 31.03.2016). Ein Antrag kann Freisetzungen über mehrere Jahre an verschiedenen Orten umfassen.
USA: Beantragte Freisetzungen 2016 (Stand 31.03.2016)
USA Freisetzungsanträge Soja und Mais nach Merkmalen (in Prozent der Anträge der jeweiligen Kulturart, Stand 31.03.2016)
Bis Ende März führt die zentrale europäische Datenbank beim Joint Research Centre (JRC) gerade mal sieben neue Anträge auf Freisetzung gentechnisch veränderter (gv-)Pflanzen auf. Freisetzungen finden in Europa offenbar nur noch vereinzelt statt. In Deutschland gibt es bereits seit 2013 keine Freilandversuche mehr.
Drei der insgesamt sieben Freisetzungsanträge wurden in Schweden gestellt. Die Firma SweeTree Technologies hat in Pappeln verschiedene Gene aus Pappel und Arabidopsis übertragen, um das Wachstum und die Biomasseproduktion zu steigern. Wissenschaftler der Swedish University of Agricultural Sciences beschäftigen sich mit Ölpflanzen. So soll die Ölzusammensetzung des Meerkohls für industrielle Zwecke optimiert werden und die Feldkresse wurde gentechnisch so verändert, dass sie mehr der gesundheitlich wertvollen Ölsäure liefert.
Spanien, das einzige EU-Land mit einem nennenswerten Anbau von gentechnisch verändertem Mais, testet 2016 wie auch schon in den Vorjahren eine transgene Maislinie, die mehr Vitamin C, Folsäure und sehr viel mehr Provitamin A (ß-Carotin) enthält. Für einen weiteren Freilandversuch wurde diese Maislinie mit einer Bt--Maissorte gekreuzt, um sie mit einer Resistenz gegen Fraßschädlinge auszustatten.
Das britische Rothamsted Institute setzt seine Versuchsreihe mit gv-Leindotter fort. Dieser produziert mehrfach ungesättigte Omega3-Fettsäuren, denen eine vorbeugende Wirkung bei Herz-Kreislauferkrankungen zugeschrieben wird. In einem weiteren Freilandversuch in Großbritannien werden gv-Kartoffeln freigesetzt, die gegen die Kraut- und Knollenfäule resistent sind. In die Kartoffeln wurden mehrere Resistenzgene aus Wildkartoffeln übertragen. Eine der Kartoffellinien wurde bereits zwischen 2010 und 2012 erfolgreich getestet.
In den Niederlanden beginnt 2016 eine auf zehn Jahre angelegte Freisetzung mit cisgenen Apfelbäumen, deren Anthocyan-Biosynthese verändert wurde. Sie bilden mehr roten Farbstoff, einen sekundären Pflanzenstoff, der als gesundheitsfördernd gilt.
USA: Breites Spektrum an gv-Pflanzen
In den USA gingen bis Ende März schon etwa 250 Anträge auf Freisetzung gentechnisch veränderter Pflanzen ein. Die meisten Freilandversuche werden nach wie vor mit Mais (111) und Sojabohnen (42) durchgeführt. Dabei geht es immer mehr auch um agronomische Merkmale (traits) wie Trocken- Hitze- oder Kältetoleranz, also die Anpassung der Pflanzen an klimatischen Stress sowie auch um die Aufrechterhaltung bzw. Steigerung der Erträge unter solchen Bedingungen. Bei 60 Prozent der Freisetzungsanträge – bei Soja ebenso wie bei Mais - werden solche Merkmale genannt, meistens in Kombination mit weiteren Eigenschaften.
Neben den beiden „großen“ Kulturpflanzen Mais und Soja gibt es eine ganze Reihe weiterer gv-Pflanzen, die in der Entwicklung so weit fortgeschritten sind, dass Tests im Freiland beantragt werden. Eine wachsende Rolle spielen Bioenergiepflanzen. Außer Mais werden etwa Pappeln, Zuckerrohr und Hirse (Sorghum) für die Bioenergienutzung optimiert. So arbeitet ein großer Forschungsverbund daran, die Photosynthesleistung von C4-Pflanzen wie Sorghum weiter zu steigern. Ein Ansatz ist etwa, dass die Pflanzen statt Zucker (Zellulose) energiereicheres Öl in den Blättern speichern.
Auch Krankheitsresistenz ist ein Schwerpunkt bei den Freisetzungsanträgen. So gibt es etwa gentechnische Ansätze, Kastanien vor dem Kastanienrindenkrebs oder Orangen vor der grassierenden Erkrankung Citrus Greening zu schützen. Die Firma J.R.Simplot hat Kartoffeln entwickelt, die gegen die Kraut- und Knollenfäule resistent sind. 2015 wurde eine erste Kartoffel mit einer solchen Resistenz in den USA zugelassen. Die Kartoffel wurde darüberhinaus mit weiteren Eigenschaften ausgestattet, so soll sie weniger gesundheitsschädliches Acrylamid bilden.
Sieben von neun Anträgen auf Freisetzung von gv-Kartoffeln wurden von Simplot gestellt. Phytophthora-Resistenz, bessere Verarbeitungseigenschaften, mehr Ertrag sind hier die vorrangigen Ziele. Simplot Plant Sciences hat auch für Erdbeeren zwei Anträge auf Freisetzung gestellt. Die Früchte sollen mehr Ertrag bringen und außerdem süßer und länger haltbar sowie auch resistent gegen Krankheiten sein.