Die nächsten Jahre: Mehr Vielfalt bei Gentechnik-Pflanzen
(20.01.2016) Die Anzahl gentechnisch veränderter Pflanzen, die weltweit kommerziell angebaut werden, hat sich zwischen 2008 und 2014 mehr als verdoppelt. Bis 2020 könnten es noch einmal doppelt so viele werden. Neben Mais, Sojabohnen und Baumwolle sind zunehmend weitere Pflanzen in der Entwicklung. Pflanzen, die etwa Trockenheit und Dürre besser vertragen oder mit wichtigen Mikronährstoffen angereichert sind. Und zunehmend werden solche Pflanzen auch in Entwicklungs- und Schwellenländern für die einheimische Nutzung entwickelt. Der wissenschaftliche Dienst der europäischen Kommission (JRC) hat die weltweiten Trends zusammengefasst.
2020 könnten weltweit mehr als doppelt so viele gentechnisch veränderte Pflanzen (Events) für den Anbau zugelassen sein als 2014.
Neben den wichtigsten vier gv-Pflanzenarten Mais, Soja, Baumwolle und Raps sind zunehmend auch andere Pflanzenarten in der Entwicklung.
Die wichtigsten Merkmale sind zwar nach wie vor Insektenresistenz und Herbizidtoleranz, aber weitere neue Eigenschaften wie z.B. Stresstoleranz, Anreicherung mit Mikronährstoffen und Ertragssteigerung werden zunehmend wichtiger.
Es sind nicht mehr nur die großen Agrokonzerne, die gentechnisch veränderte Pflanzen entwickeln, sondern zunehmend auch andere Unternehmen sowie auch öffentliche Institutionen.
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2014 waren knapp über hundert verschiedene gv-Pflanzenlinien (Events) in mindestens einem Land für den Anbau zugelassen - gegenüber 2008 mehr als doppelt so viele. Für 2020 prognostizieren die Autoren der JRC-Studie noch einmal eine Verdopplung auf ca 220 Events. Die meisten der gv-Pflanzenlinien, die 2008 auf den Feldern standen, wurden auch 2014 weiterhin angebaut. Nur etwa neun Prozent wurden vom Markt genommen so zum Beispiel virusresistente Zucchini in den USA und reifeverzögerte Tomaten in China. Von den Events, die sich 2008 im Zulassungsprozess befanden, wurde bis 2014 mehr als die Hälfte zugelassen.
Ein großer Teil (80 Prozent) der 2008 in der Entwicklung schon weit fortgeschrittenen gv-Pflanzen wurde nicht weiterverfolgt. Möglicherweise brachten sie im Feldversch nicht die erwarteten Ergebnisse, aber auch die negative öffentliche Meinung sowie die enormen Kosten des Zulassungsprozesses könnten insbesondere kleinere und mittlere Unternehmen wie auch öffentliche Institutionen entmutigt haben.
Dennoch: Im Vergleich zu 2008 beantragten 2014 sehr viel mehr andere Unternehmen als nur die großen Agrokonzerne eine Zulassung für gv-Pflanzen. Immer mehr Unternehmen und Institutionen aus Ländern wie Indien, China und Brasilien entwickeln gv-Pflanzen – oftmals lokal angepasste Sorten für die einheimischen Märkte. In Afrika arbeiten zehn Länder an gv-Pflanzen, auch wenn bislang nur vier Länder solche für den Anbau zugelassen haben.
Nach wie vor sind es vor allem die Kulturarten Mais, Soja, Baumwolle und Raps, die weltweit zu großen Anteilen gentechnisch verändert auf den Feldern stehen. Aber auch einige andere Pflanzen waren 2014 kurz vor der Markteinführung: Vor allem Kartoffeln und Reis, aber auch etwa trockentolerantes Zuckerrohr (Indonesien), insektenresistente Auberginen (Indien, Pakistan) und virusresistente Bohnen (Brasilien).
Bislang dominieren bei den weltweit angebauten gv-Pflanzen auch immer noch vor allem zwei Merkmale (Traits): Insektenresistenz gegen Schädlinge wie den Maiszünsler sowie Herbizidresistenz, auch: Herbizidtoleranz. Zunehmend werden vor allem diese beiden Eigenschaften auch kombiniert, es gibt immer mehr sogenannte Stacked Events, deren Zahl kaum noch abzuschätzen ist, da sie in manchen Ländern gesondert zugelassen werden müssen in anderen nicht. Es wird auch weiterhin bei den „klassischen“ agronomischen Merkmalen Weiterentwicklungen und neue gv-Linien geben. Aber andere Eigenschaften werden zunehmend wichtiger.
Wachsende Bedeutung haben verbesserte Produkteigenschaften (Quality Traits), bei denen es etwa um eine veränderte Fettsäurezusammensetzung oder die Anreicherung mit gesundheitsfördernden Stoffen geht. Ein Schwerpunkt liegt hier bei der Anreicherung von Grundnahrungsmitteln mit Vitaminen und Mineralstoffen in den Entwicklungsländern. Ein wichtiges Züchtungsziel weltweit ist auch die Anpassung an extreme klimatische Bedingungen wie Trockenheit, salzige Böden oder Überschwemmungen. Aber auch die Krankheitzsresistenz zum Beispiel gegen die Panamakrankheit bei Bananen oder die Kraut-und Knollenfäule bei Kartoffeln ist ein wichtiges Forschungsfeld. Weitere Schwerpunkte sind die Steigerung der Erträge sowie auch die Optimierung von Pflanzen für die Bioenergienutzung.
Dadurch, dass immer mehr Länder an der Entwicklung von gv-Pflanzen beteiligt sind, die Zulassungen weltweit aber nicht synchron verlaufen bzw. nur in einzelnen Ländern erfolgen, wird sich in Zukunft das Problem von Vermischungen und unerwünschten GVO-Spuren verschärfen. 2013 veranlasste die FAO eine Untersuchung der Störungen des internationalen Handels durch geringfügige GVO-Spuren. Wurden in den acht Jahren zwischen 2001 und 2009 sechzig Fälle bekannt, so waren es zwischen 2009 und 2013 bereits 138.